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Die Messe Berlin braucht wegen der anhaltenden Pandemie weitere Finanzhilfen.

© imago images/Joko

Finanzprobleme beim Landesbetrieb: Messe Berlin braucht weitere 45 Millionen Euro vom Land

Die Messe Berlin braucht noch im zweiten Halbjahr 2021 das Geld vom Land. Die Koalition will dafür bald grünes Licht geben.

Die Folgen der Corona-Pandemie treffen die Berliner Messe deutlich härter als bislang prognostiziert. Um die finanziellen Einbußen auszugleichen muss die landeseigene Gesellschaft weitere 45 Millionen Euro vom Land Berlin erhalten. Die Fraktionen der rot-rot-grünen Koalition haben nach Informationen des Tagesspiegels im Rahmen des Koalitionsausschusses nun grünes Licht für die Auszahlung gegeben.

Die finanzielle Situation der Messe hat sich im laufenden Jahr schlechter als geplant entwickelt. Der Wirtschaftsplan für 2021 sei unter der Prämisse aufgestellt worden, dass ab dem zweiten Halbjahr wieder ohne größere Einschränkungen Messen und Kongresse stattfinden könnten, schreibt Wirtschaftsstaatssekretärin Babro Dreher in einem Bericht der an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses.

Doch dies sei durch die anhaltende Pandemie zunichte gemacht worden: „Aufgrund der weiterhin sehr angespannten Pandemielage und der damit einhergehenden Beschränkungen für Großveranstaltungen ist zum aktuellen Zeitpunkt absehbar, dass das Messe- und Kongressgeschäft auch im 2. Halbjahr 2021 nur sehr eingeschränkt und unter erheblichen Auflagen wird durchgeführt werden können und sich der Liquiditätsbedarf weiter erhöhen wird“, teilt Dreher mit.

Schon im Mai habe die Internationale Funkausstellung (IFA) für den September abgesagt werden müssen. Die Geschäftsführung der Messe habe sich zu diesem Zeitpunkt bereits „mit einer massiven Stornierungswelle“ konfrontiert gesehen. Die Absage weiterer Veranstaltungen im zweiten Halbjahr sei wahrscheinlich, andere Events würden in kleinerem Rahmen als geplant stattfinden, führt die Wirtschaftsstaatssekretärin weiter aus.

Für dynamischen Wiederbetrieb unabdingbar

Für die Messe brechen dadurch wichtige Einnahmen weg. Die Geschäftsführung der Gesellschaft rechnet daher aktuell damit, weitere 54 Millionen Euro im zweiten Halbjahr zu benötigen. Da der Landesbetrieb durch die längere Vermietung ihrer Hallen als Impfzentrum neun Millionen Euro mehr als zunächst kalkuliert einnimmt, bleiben 45 Millionen Euro, die aus der vom Land gebildeten Pandemierücklage entnommen werden sollen. „Die Sicherung dieses zusätzlichen Bedarfs im Jahr 2021 ist für einen dynamischen Wiederbetrieb des Messegeschäftes und die notwendige Fortführungsprognose unabdingbar“, schreibt Dreher.

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In der vergangenen Sitzung des Hauptausschusses wurden die Mittel dennoch nicht beschlossen, da die Koalitionsfraktionen zunächst weitere Informationen zur Lage haben wollten. Im Koalitionsausschuss am Mittwoch verständigten sich die SPD, Linke und Grüne jedoch darauf, die Gelder in der nächsten Sitzung freizugeben.

Die Messe Berlin musste seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereits mit erheblichen Landesmitteln unterstützt werden. Das vergangene Jahr schloss das Unternehmen mit einem Verlust von 67,6 Millionen Euro ab.

Verluste von 86,8 Millionen Euro erwartet

Um einen Liquiditätsengpass zu verhindern erhielt die Messe vom Land Gesellschafterdarlehen in Höhe von 85 Millionen Euro. Allerdings besteht aus Sicht der Berliner Finanzpolitiker noch Klärungsbedarf, ob die Mittel zurecht geflossen sind.

Für dieses Jahr war bislang die Zuführung weiterer 50 Millionen Euro vom Land an die Messe beschlossen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Messe Verluste von 86,8 Millionen Euro.

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Die Messe Berlin benötige die Mittel in diesem Halbjahr, teilte Emanuel Höger, Sprecher der Messe mit. „Grundsätzlich spüren wir eine hohe Marktnachfrage nach physischen Vor-Ort Treffen. Die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr sind aber stark abhängig von verschiedenen äußeren Rahmenbedingungen.“ Dazu zählten neben Infektionsschutzmaßnahmen, der Impffortschritt und das weitere Pandemiegeschehen.

Bis zu einer vollständigen Erholung nach der Corona-Krise werde es noch Jahre dauern, sagte Höger: „Aktuell gehen wir davon aus, im Jahr 2025 das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen.“

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