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Ein Bundespolizist zeigt sichergestellte Messer.

© dpa/Daniel Bockwoldt

Nach Messerangriffen und Verletzten in Berlin: „Wir brauchen keine Diskussionen über Längen von Messern. Wir müssen über Täterkreise sprechen“

Kaum ein Wochenende vergeht in Berlin, an dem nicht Männer zu Messern greifen, um andere zu verletzen. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner ist offen dafür, das Tragen von Messern in der Öffentlichkeit komplett zu verbieten.

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Erneut sind am Wochenende in Berlin Menschen durch Angriffe mit Messern verletzt worden. Am späten Freitagabend geriet laut Polizei ein 34-jähriger Mann in Neukölln in Streit mit zwei unbekannten anderen Männern. Einer der Männer habe ihn dann mit einem Messer am Bauch verletzt. Daraufhin flüchteten die beiden Täter. Der 34-Jährige kam zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus.

Bereits in der Nacht zu Freitag war ein 30-jähriger Mann in Friedrichshain bei einer Auseinandersetzung mit einem Messer am Bauch schwer verletzt worden. Er wurde in einem Krankenhaus operiert, Lebensgefahr bestand jedoch nicht, wie die Polizei mitteilte. Ein 25-jähriger Verdächtiger wurde in der Nähe des Tatortes festgenommen.

Nach bisherigen Erkenntnissen waren die Männer am Boxhagener Platz in eine körperliche Auseinandersetzung geraten. Der 25-Jährige soll zum Messer gegriffen haben, nachdem ihn der Ältere zuvor geschlagen haben soll. Gäste einer Bar hatten die Männer bemerkt und den Rettungsdienst sowie die Polizei gerufen.

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In der politischen Debatte um Messerverbote hatte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sich offen für ein Komplettverbot für das Tragen von Messern in der Öffentlichkeit gezeigt. Allerdings sieht er Probleme bei der Durchsetzbarkeit. „Ich wäre sehr stark für ein generelles Verbot zum Mitführen von Messern. Das Problem ist aber, dass man dieses auch berlinweit durchsetzen müsste, sonst wäre der Rechtsstaat unglaubwürdig. Das wird in einer Millionenmetropole wie Berlin sehr schwierig“, sagte Wegner der „Rheinischen Post“. Das Interview wurde vor dem Messerangriff in der Stadt Solingen mit drei Toten und mehreren Schwerverletzten geführt. Allerdings seien die Erfahrungen mit Schwerpunktkontrollen zum Beispiel an U-Bahn- und S-Bahnhöfen gut, sagte Wegner. „Die müssen wir intensivieren.“

Wegner hatte sich auch schon für Messerverbotszonen an bestimmten Orten ausgesprochen. Ihm reichen die Pläne von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zur Eindämmung von Messerangriffen nicht aus. „Ich finde, wir brauchen keine Diskussionen über Größen und Längen von Messern. Wir müssen über die Ursachen sprechen, wir müssen über Täterkreise sprechen, und wir müssen durchsetzen, dass Messer gar nicht erst mitgeführt werden“, sagte Wegner.

Faeser plant eine Verschärfung des Waffenrechts. In der Öffentlichkeit sollen demnach nur noch Messer bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen. Für gefährliche Springmesser soll es ein generelles Umgangsverbot geben.

Im vergangenen Jahr gab es bundesweit laut Polizeistatistik 8951 Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung, bei denen Messer zum Einsatz kamen, um jemanden zu verletzen oder damit zu drohen. Das war ein Anstieg um 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (dpa)

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