Berlin: Mission Possible
Tom Cruise als Hitler-Attentäter Stauffenberg? Einem Filmdreh in Berlin stünde nichts im Wege
Stand:
Uniformen stehen ihm, das hat Tom Cruise wiederholt bewiesen. Durch „Top Gun“ kamen sogar Pilotenlederjacken in Mode, bepflastert mit militärischen Emblemen. Sehr schick sein Auftritt als Militäranwalt Lt. Daniel Kaffee in „Eine Frage der Ehre“ wie auch als amerikanischer Militärberater und exotisch kostümierter Kombattant in „Der letzte Samurai“. Nur in „Geboren am 4. Juli“ entwickelte er als Vietnam-Veteran einen massiven Widerwillen gegen jegliches Uniformwesen.
Ein einmaliger Ausrutscher, denn schon wieder hat Tom Cruise ein Auge auf eine fremde Uniform geworfen, die er noch in diesem Sommer überstreifen will: die eines Obersts im Generalstab der Wehrmacht. Seine Name: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Ein Sprecher von Cruises neuer Produktionsfirma United Artists habe gegenüber „Focus“ bestätigt, dass der Schauspieler den Widerstandskämpfer spielen wolle, meldet das Magazin wie berichtet in seiner neuen Ausgabe und bestätigt damit Gerüchte, die bereits im Internet kursierten. „Valkyrie“, so laute der Arbeitstitel, angelehnt an die „Operation Walküre“, wie die Verschwörer des 20. Juli 1944 ihren Plan zur Ermordung Hitlers genannt hatten. Regie führt Bryan Singer („X-Men“, „Superman Returns“), das Drehbuch schrieb Chris McQuirrie, mit dem der Regisseur schon bei „Die üblichen Verdächtigen“ zusammenarbeitete. Die Hitler-Rolle ist noch nicht vergeben, als wahrscheinliche Drehorte werden Berlin oder Osteuropa genannt.
Es wäre der zweite Versuch von Cruise, in Berlin zu drehen. Hier sollten ursprünglich große Teile von „Mission Impossible III“ entstehen. Vor drei Jahren war das Projekt so weit gediehen, dass der Schauspieler sich schon nach einer standesgemäßen Unterkunft umsah und Drehorte prüfte. Besonders favorisierte er die Reichstagskuppel, das scheiterte aber am damaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse, der den „unmittelbaren parlamentarischen Bezug“ des Thrillers vermisste. Schließlich wechselte Cruise aber den Regisseur aus, und im Konzept des neuen war für Berlin kaum mehr Platz. So blieb es bei zwei Drehtagen des zweiten Kamerateams in Berlin, während die erste Actionszene des Films, mit wilder Ballerei und Hubschrauberluftkampf im düsteren Windradwald, zwar nahe Berlin spielte, aber ganz woanders gedreht wurde. Immerhin ist Studio Babelsberg seither bei Cruise wohlbekannt, gut möglich, dass er auch diesmal auf das Traditionsunternehmen zurückgreift. Informationen waren dazu von dem Potsdamer Unternehmen gestern nicht zu erhalten.
Die Geschichte des Stauffenberg-Attentats ist wiederholt im Film oder im Fernsehen erzählt worden, zuerst in „Der 20. Juli“, der beim Deutschen Filmpreis 1956 ein Filmband in Silber erhielt als „Film, der zur Förderung des demokratischen Gedankens beiträgt“. Zuletzt wurde der Stoff 2004 von Jo Baier für die ARD verfilmt, mit Sebastian Koch als Stauffenberg und Drehtermin an dessen Hinrichtungsstätte im Bendlerblock.
Probleme wie mit dem Reichstag dürfte es für Cruise diesmal also nicht geben. Nur die Wolfsschanze ist nicht mehr intakt. Aber vielleicht hat ja der Hamburger Modellbau-Versandhandel, der vor Jahren einen polnischen Papierbausatz im Sortiment hatte, noch einen Restposten im Lager.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: