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Tierärztin Karin Elisabeth Lason untersucht am Hauptterminal des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel den Hund Tessa, der mit seinen Besitzern aus der Ukraine geflohen ist. In den Räumen des alten Hauptterminals des Flughafens TXL ist in den vergangenen Wochen ein Ankunftszentrum für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge entstanden.

© Monika Skolimowska/dpa

Hund auf dem Arm, Katze unter der Jacke: Mit dem Tier auf der Flucht – große Dankbarkeit für Hilfe in Berlin

Zahlreiche Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen mit ihrem Haustier nach Berlin. Tiermediziner und Tierschützer stellt das vor Herausforderungen.

„Diese große Dankbarkeit. Die Menschen sind so unglaublich dankbar, dass sie ihr Tier mitnehmen dürfen“, schildert Tierärztin Karin Elisabeth Lason. Diese Worte sind in allen Gesprächen zu hören mit Tierschützern oder Tiermedizinern, die Flüchtlingen aus der Ukraine in Berlin helfen.

Im Zentrum der Versorgung der Haustiere steht dabei die Anlaufstelle „Animal Care Point“ im neuen Ankunftszentrum auf dem stillgelegten Flughafen Tegel. Die Arbeit dort sei „hervorragend“ angelaufen, sagt die Sprecherin des Berliner Tierschutzvereins, Annette Rost.

Die Anlaufstelle, wo es etwa eine Behelfs-Tierarztpraxis gibt, ist ein Projekt des Tierschutzvereins, der Tiertafel und der Tierschutzbeauftragten Kathrin Herrmann. Seit gut einer Woche können Flüchtlinge dort täglich in der Zeit von 15.00 bis 21.00 Uhr ihr Tier vorstellen.

„Das hat uns in die Lage versetzt, Strukturen für die Registrierung zu schaffen“, so Vereinssprecherin Rost. „Unter den gegebenen Umständen ist es das Beste, was wir machen können“, erklärt die Landestierschutzbeauftragte Herrmann. „Die tiermedizinische Versorgung fängt da allerdings nur an“, betont sie zugleich.

Seuchenrechtliche Bestimmungen in der EU

Neben einer medizinischen Untersuchung und Erstversorgung erhalten die Tiere notwendige Impfungen, einen Mikrochip und einen EU-Heimtierausweis. „Das ist wichtig, damit die Menschen mit ihren Tieren reisen können“, schilderte Herrmann. Nach den bisherigen Erfahrungen von Tierärzten und Tierschützern hat jedoch kaum ein Haustier der ukrainischen Flüchtlinge einen Chip und eine Impfung. „Das ist problematisch und muss nachgeholt werden“, so die Landestierschutzbeauftragte.

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Denn für das Mitbringen von Haustieren in die EU gelten grundsätzlich strenge seuchenrechtliche Bestimmungen, um etwa Infektionen mit Tollwut auszuschließen. Anders als in Deutschland, das seit 2008 als frei von Tollwut gilt, gibt es diese Krankheit in der Ukraine noch. Das Friedrich-Loeffler-Institut schätzt allerdings das Risiko einer Einschleppung der Tollwut durch die aus der Ukraine mitgebrachten Haustiere als sehr gering ein. Die Bundesländer hatten sich wegen der besonderen Lage auf ein erleichtertes Verfahren geeinigt. Es reicht seitdem aus, wenn Flüchtlinge, die eine Unterkunft haben, ihre Tiere bei den kommunalen Veterinärbehörden melden.

Aus Sicht von Tiermedizinern und Tierschützern eine wichtige Entscheidung. „Die Tiere in Quarantäne zu nehmen, würde nicht funktionieren“, so Tierärztin Janine Bräuer, die den „Animal Care Point“ mitinitiiert hat. Allein die Kapazität dafür sei in den Tierheimen nicht vorhanden, sagen Vereinssprecherin Rost und Tierschutzbeauftragte Herrmann übereinstimmend.

„Animal Care Point“ braucht finanzielle Hilfe

Einer der vielen Gründe, warum sich in Berlin die Medizinerin Bräuer, Tierschutzverein, Tiertafel und Tierschutzbeauftragte zusammengetan und nach schnellen Lösungen gesucht haben. „Nach Kriegsausbruch war mir relativ schnell klar, dass die Menschen flüchten - und dass sie Tiere mitbringen“, schildert Bräuer. Dies habe sich bewahrheitet. „Da war uns schnell klar: Wir müssen dahin, wo die Menschen ankommen.“

Damit war der Anfang für den „Animal Care Point“ gemacht. Dank des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das für das Ankunftszentrum in Tegel zuständig ist, fanden die Initiatoren schnell geeignete Räume. Dort gibt es auch eine Grundausstattung für die Tiere. „Sehr viele Menschen sind Hals über Kopf ohne jegliches Equipment geflohen“, so Vereinssprecherin Rost.

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Hundeleinen, Katzentoiletten, Decken oder Transportboxen seien ebenso gefragt wie Futter und Näpfe. Dank der großen Spendenbereitschaft der Berlinerinnen und Berliner stoßen die Helfer bei den Sachspenden inzwischen logistisch an ihre Grenzen, wie Rost berichtet. Ihre Bitte lautet daher: „Was wir wirklich brauchen, ist finanzielle Unterstützung, damit wir bedarfsgerecht einkaufen können.“

Unterdessen zeichnet sich ein weiteres Problem ab: Nicht in allen längerfristigen Unterkünften für die Flüchtlinge sind Haustiere gerne gesehen. „Wir bitten die Politik inständig darum, einen Weg zu finden, dass die Tiere nicht von den Menschen getrennt werden. Das kann man beiden nicht antun“, appelliert Rost. Sie nennt aber auch einen praktischen Grund: Die Kapazität in den Tierheimen reiche nicht aus, um das abzufangen. (dpa)

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