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Berlin: Mit Macht für die Kinder

Herbert Grönemeyer schaltet sich in einen Zehlendorfer Grundstücksstreit ein: Klaus Wowereit soll sich für Kita einsetzen, deren Spielplatz verkauft wurde

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„Kinder an die Macht“ war in den 80er Jahren einer seiner Hits. Jetzt kämpft Herbert Grönemeyer, zwischen Berlin und London pendelnder Musiker, für eine Gruppe von Zehlendorfer Kindern. In einem Appell an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit setzt sich Grönemeyer für eine Kita in der Schmarjestraße 14 ein, die wegen ihrer Natur- und Umwelterziehung als internationaler Modellkindergarten gilt.

Wegen eines Erbstreits um den kürzlich an einen Nachbarn verkauften Kita-Garten und wegen Meinungsverschiedenheiten über den Mietvertrag für das vom Verein „Weg der Mitte“ genutzte landeseigene Gebäude ist die Arbeit der 1988 gegründeten Kita in Gefahr, heißt es in der gestern veröffentlichten Erklärung Grönemeyers. Der Sänger, der den Kitabetreibern persönlich verbunden ist und sich deswegen für sie einsetzt, fordert den Bezirk und das Land auf, die Kita zu unterstützen. „Eine Arbeit für und mit Kindern darf in unserer Gesellschaft nicht nur ein Lippenbekenntnis sein“, heißt es in seinem Appell.

Der Hintergrund der Geschichte ist seit langem zwischen Kitabetreibern und Behörden umstritten. Nach Darstellung des Kita-Vereins haben der Bezirk Steglitz-Zehlendorf und der dem Finanzsenator unterstellte Liegenschaftsfonds einen Teil des Gartens unrechtmäßig verkauft. Das Grundstück war einst von Privatleuten dem Land vermacht worden – nach Darstellung der Kitabetreiber unter der Auflage, „dass es zu einem sozialen Zweck genutzt werden muss“, wie Percy MacLean sagt, Richter am Verwaltungsgericht und Vorstandsmitglied im Kitaverein. Aus Sicht des Liegenschaftsfonds und des Bezirks wurde das Grundstück, auf dem sich bis dahin der Kita-Spielplatz befand, im vergangenen Jahr jedoch zu Recht an einen Nachbarn verkauft, sagt der Vize-Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD). Das sagt auch der Leiter des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann. Grönemeyer und der Kitaverein widersprechen dem. Es wurde „der letzte Wille eines Erblassers zulasten von Generationen betroffener Kinder einfach missachtet“, klagt der Sänger an. Sein Appell an die Landesregierung: „Der Kaufvertrag muss rückgängig gemacht werden, da der gesamte Verkaufsvorgang unter falschen Prämissen vonstatten ging.“ Das begründet Grönemeyer auch damit, dass der Kita-Verein über die Kaufverhandlungen erst am Schluss informiert wurde. Frühere Kaufanfragen anderer Nachbarn seien hingegen mit Verweis auf die soziale Nutzung abgelehnt worden.

Zusätzlich zu dem Streit um das Grundstück rangeln Bezirk und Kitaverein jetzt auch um den Mietvertrag für die stattliche Villa. Baustadtrat Stäglin sagt, der alte Mietvertrag von 1988 sei in vielen Fragen überholt. Er will einen neuen Vertrag mit dem Kitaverein aushandeln. Außerdem gebe es Streit über die Höhe früherer Mietzahlungen. Der Verein wiederum wehrt sich dagegen, dass zu diesem Zweck der alte Vertrag gekündigt werden soll und droht mit einem Rechtsstreit. „Wir wollen eine Lösung finden, damit die Kita bleibt“, sagt der Stadtrat, macht aber auch deutlich: „Wenn wir keine Einigung finden, muss die Kita gehen.“ Demnächst wollen sich beide Parteien in der Kita treffen.

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