
© Tsp / Daniel Sagradov
Mit SPD-Anhängern beim TV-Duell : Merz hebt das Stöckchen, Scholz springt rüber
Olaf Scholz traf im Kanzlerduell auf Friedrich Merz. In der Nähe vom Studio in Adlershof versammelte sich die örtliche SPD, um ihren Kanzler anzufeuern. Zu Besuch bei einem Public Viewing ohne Happy End.
Stand:
„Olaf! Olaf! Olaf!“ rufen sie in der Bar in Adlershof, kurz bevor Sandra Maischberger beginnt, die Kanzleranwärter vorzustellen. Die Olaf-Fans sind in SPD-Schals zum Public Viewing gekommen, um den amtierenden Kanzler anzufeuern, bei Merz die Augen zu rollen, Augustiner zu trinken und Adlershofer Pizza zu essen.
Zur Primetime sind die Gäste noch gut gelaunt. Dass ihr Spitzenkandidat laut aller Umfragen nicht erneut Kanzler werden wird, stört zu Beginn nicht.
Merz fordert mehr Abschiebungen – „Pfui!“-Rufe in der Bar. Scholz antwortet, er hätte in den letzten Jahren die Abschiebungszahlen erhöht – vereinzeltes Nuscheln. Nachdem der Kanzler versichert, weiter und mehr Menschen aus Deutschland abzuschieben, werden auch seine Zuschauer in Adlershof zunehmend unruhig. „Warum reden wir 20 Minuten über Abschiebungen?“, fragt Ana-Maria Trăsnea, ehemalige Adlershofer Bundestagsabgeordnete und Berliner Staatssekretärin.
Aurch Goran Martinovic, Beisitzer im Vorstand der SPD Adlershof, ist enttäuscht von der „grauenhaften“ Themensetzung“ des Duells, aber lobt Scholz: „Der führt Merz schon manchmal vor“, so Martinovic.
Ob viele seiner Genossen das ähnlich sehen? Der sozialdemokratische Kanzler scheint ebenso wenig zu überzeugen, wenn er bekräftigt, „am stärksten für Sanktionen“ beim Bürgergeld zu sein.

© Tsp / Daniel Sagradov
Merz hebt das Stöckchen, Scholz springt rüber. Zu viele Flüchtlinge? – „Ich schiebe noch mehr ab!“. Zu viele Schulden? – „Ich hab die Schuldenbremse doch mit durchgesetzt!“. Zumindest sei Scholz „authentisch“, sagt ein anonymes SPD-Mitglied im Publikum, „auch wenn wir hier nicht alle die gleiche Meinung zu allen Themen teilen“.
Am lautesten feuern die Unterstützer an, wenn Scholz vom Reichensteuersatz spricht – um ganze zwei Prozent möchte er ihn anheben. Auch befürwortet Scholz, den Mindestlohn auf mindestens 15 Euro zu heben. Endlich lautes Klatschen ohne Gewissensbisse.
Nach 90 Minuten ist Schluss. Es heißt, Olaf könnte gleich vorbeikommen. Das Studio sei ja direkt um die Ecke.
Alle warten, schießen Fotos, bis es nach zehn Minuten heißt, das BKA hätte Olafs Besuch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein Gast eilt nach draußen – ihm ist übel. Naja, so schlecht war es heute nun auch nicht.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: