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Im Fall eines Berliner Palliativarztes unter Mordverdacht wurden mehrfach Leichen exhumiert, hier auf einem Friedhof in Neukölln.

© dpa/Str.

Update

Staatsanwaltschaft geht von „Mordlust“ aus: Berliner Palliativarzt soll zehn Patienten getötet haben

Der Mordverdacht gegen einen Palliativmediziner weitet sich aus: Er soll auch zwei Frauen im Alter von 25 und 57 Jahren tödliche Arzneien verabreicht haben – ohne medizinische Indikation.

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Wie in der Justiz befürchtet, wird der Fall um den wegen Mordverdachts inhaftierten Berliner Palliativmediziner größer. Der Arzt soll mindestens zehn Menschen getötet haben, zumindest teilte dies die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Man gehe inzwischen von „Mordlust“ aus, hieß es.

Zunächst hatten die Ermittler von vier, dann von acht Opfern gesprochen. Der 40-jährige Mediziner könnte, so der aktuelle Stand, nun auch für den Tod zwei weiterer schwerkranker Frauen im Alter von 25 und 57 Jahren verantwortlich sein. Deren Patientenakten waren ausgewertet, schließlich die Leichen exhumiert und untersucht worden.

Tödliche Arzneimittel verabreicht

Der Palliativarzt soll den zwei Frauen im September 2021 und Juni 2024 „ohne medizinische Indikation“ ein tödliches Gemisch verschiedener Arzneimittel verabreicht haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der bereits bestehende Haftbefehl für die acht mutmaßlichen Taten wurde durch einen Ermittlungsrichter ausgeweitet. Seit August 2024 sitzt der Mann in Untersuchungshaft.

Ein Morddezernat des Landeskriminalamts ermittelt seit Monaten, der Arzt äußert sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht zu den Vorwürfen. Es geht überwiegend um Patientinnen, die in ihren Wohnungen versorgt wurden.

Weil der Mann für ambulante Pflegedienste tätig war, setzen die Ermittler auf Hinweise aus der Branche. „Gibt es noch Kolleginnen und Kollegen des Tatverdächtigen oder Angehörige von Betreuten, die bisher keinen Kontakt zur Polizei hatten, aber ebenfalls Verdachtsmomente beim Tod ihrer Angehörigen und/oder Patienten hatten?“, fragt die Staatsanwaltschaft.

Brände lösten Ermittlungen aus

Palliativärzte begleiten Schwerstkranke, um deren Schmerzen zu lindern. Die in diesem Fall überprüften Patienten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt jedoch nicht in einer akuten Sterbephase.

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch die Brände, die der Mediziner gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken. Die Polizei ermittelte zunächst wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Nun geht es um mögliche Taten aus „Mordlust“.

Der Fall des Palliativmediziners könnte sich über Berlin hinaus ausweiten. Zuletzt hieß es nach offiziell unbestätigten Angaben, dass der Arzt womöglich an bis zu 40 Tötungsdelikten beteiligt sein könnte.

Bevor er in Berlin tätig wurde, arbeitete der Arzt für Kliniken und Praxen in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Auch dort wird geprüft, ob es auffällige Todesfälle gab. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte, alle Patientenkontakte des Palliativarztes zu überprüfen. (mit dpa)

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