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Blick auf ein Wohnhaus in der Ortolfstraße in Altglienicke. Ein schwer verletztes kleines Mädchen ist in einer Katzenbox im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick vor dem Mietshaus gefunden worden. Das einjährige Kleinkind soll am 10.06.2024 aus dem dritten Stock des Hauses geworfen worden sein.

© dpa/Jörg Carstensen

Update

Mutter in Berlin vor Gericht: Kind in Katzenbox aus dem dritten Stock geworfen?

Ein kleines Mädchen liegt schwer verletzt in einer Kunststoffbox vor einem Haus in Berlin. Seine Mutter soll es aus dem dritten Stock geworfen haben. Nun beginnt ein Prozess wegen versuchten Mordes.

Stand:

Erst flog eine Tüte mit Müll aus dem Fenster im dritten Stock, dann soll Nikola K. ihre jüngste Tochter in eine Katzenbox gesperrt und in die Tiefe geworfen haben. Fünf Monate später saß die 41-Jährige am Montag schweigend vor dem Berliner Landgericht. Die Staatsanwaltschaft geht von einem versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen aus. Die Frau habe sich ihrer Tochter „ebenso wie des zuvor aus dem Fenster geworfenen Abfalls entledigen wollen“. Allerdings habe sie in einem psychotischen Schub gehandelt.

Nikola K. stammt aus Tschechien. Sie zog 2014 nach Dresden, ein Jahr später nach Berlin. Die vierfache Mutter wohnte zuletzt mit ihren zwei Töchtern und zwei Söhnen in einem achtgeschossigen Wohnhaus in Altglienicke, sie galt als liebevolle Mutter. Die Wohnung sei spärlich eingerichtet und aufgeräumt gewesen, schilderte ein Kriminalbeamter im Prozess.

Am 10. Juni überlebte die damals 21 Monate alte Tochter nur knapp. Zeugen hörten um 12.58 Uhr einen heftigen Knall, dann ein leises Wimmern und Weinen. Ein junger Mann entdeckte das kleine Kind in einer Box, in der üblicherweise Katzen transportiert werden können. Rettungskräfte wurden per Anruf alarmiert – „hier hat gerade eine Frau ein Kind aus dem Fenster geschmissen, es blutet aus dem Mund“.

Die blaue Kunststoffbox prallte auf gepflasterten Boden, ein Fahrradständer befand sich in dem Bereich. Das kleine Mädchen wurde durch den Aufprall erheblich verletzt. Mit mehreren Frakturen, Stauchungen der Lunge sowie der Lendenwirbelsäule, Schwellungen und Hämatome im Gesicht wurde das Kind in ein Krankenhaus gebracht.

Als Polizisten vor der Tür der Mutter standen, reagierte sie nicht. „Wir öffneten gewaltsam aus der Befürchtung, einem weiteren Kind könnte etwas passieren“, schilderte ein Kriminalbeamter nun. Nikola K. habe mit ihrem neunjährigen Sohn auf der Couch gesessen. „Sie wirkte zunächst ruhig, nicht geschockt.“ Auf die Frage nach dem kleinen Mädchen habe die Mutter kurz überlegt und dann behauptet: „Ist bei der Oma.“

Nikola K. wurde festgenommen. Weil es Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung und Schuldunfähigkeit gab, kam sie vorläufig in ein Krankenhaus des Maßregelvollzugs. Der Verteidiger sagte nun am Rande, die Frau habe „keine aktive Erinnerung an die Situation“, sie könne es sich nicht erklären. „Ihr größtes Glück ist, dass es dem Kind wieder gut geht.“ Die Staatsanwaltschaft strebt in dem Verfahren ihre dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt.

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