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Die Tochter und die Ehefrau von Ahmad Z. wurde ermordet.

© Thomas Loy

Mysteriöser Doppelmord in Marzahn: Die Trauer von Ahmad Z. um Frau und Tochter

Homa Z. und ihre neunjährige Tochter Tajala sind grausam ermordet worden. Die Hintergründe sind rätselhaft. Die afghanische Community fordert Aufklärung.

Die afghanische Community der Hauptstadt trauert um zwei Menschen aus ihren Reihen. Vor zehn Tagen wurden die 38-jährige Homa Z. und ihre neunjährige Tochter Tajala in ihrer Marzahner Wohnung grausam ermordet. Der Ehemann Ahmad Z. fand seine Tochter tot im Badezimmer, anschließend brach er psychisch zusammen.

Er hat für die Tat keinerlei Erklärung, wie er in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel erklärt. Einen Zusammenhang mit den Kämpfen in Afghanistan sieht er nicht, er habe vor seiner Flucht nach Deutschland nicht als Dolmetscher für die US-Armee gearbeitet, wie es in Medienberichten heißt, sondern als Sozialarbeiter. Ein Racheakt der Taliban macht für ihn als Hypothese zur Aufklärung des Verbrechen wenig Sinn.

Ahmad Z. flüchtete mit seiner Familie Ende 2014 nach Deutschland, vor drei Jahren sei er in den Plattenbau an der Wörlitzer Straße gezogen. Am 29. Februar, ein Sonnabend, arbeitete er an einem Obst- und Gemüsestand auf einem Wochenmarkt in Schöneberg.

Auf dem Weg nach Hause rief er seine Frau an, aber niemand ging ans Telefon. Als er seine Wohnung erreichte, sei die Tür verriegelt gewesen. Er rief die Polizei, die Beamten vermittelten einen Schlüsseldienst. In der Wohnung herrschte Chaos, Möbel waren umgeworfen, Gegenstände lagen auf dem Boden, „es sah aus, als hätte jemand überall Mehl verstreut“. Laut Polizei ist in der Wohnung ein Feuerlöscher entleert worden.

Ein Wagen der Kriminaltechnik der Polizei steht vor dem Wohnhaus an der Wörlitzer Straße in Marzahn.
Ein Wagen der Kriminaltechnik der Polizei steht vor dem Wohnhaus an der Wörlitzer Straße in Marzahn.

© Paul Zinken/dpa

Nachdem er seine Tochter entdeckt habe, sei er in Ohnmacht gefallen, erzählt Z. Die Polizei habe ihm später mitgeteilt, dass auch die Leiche seiner Frau in der Wohnung gefunden wurde. Wie die beiden umgebracht wurden, weiß er nicht.

Die Leichen wurden obduziert, die Staatsanwaltschaft hält die Ergebnisse aber zurück. Hinweise auf ein mögliches Tatmotiv hat die Polizei bislang nicht. Der Ehemann werde nicht verdächtigt, erklärte Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Wochenende.

Demonstrierende erhöhen Druck auf Staatsanwaltschaft

Mehrere Hundert Menschen beteiligten sich am Sonnabend an einem Schweigemarsch in Marzahn. „Wir protestieren, um unsere Trauer und unsere Wut hier zum Ausdruck zu bringen“, heißt es in einer Erklärung des Afghanischen Kommunikations- und Kulturzentrums.

Man wolle Druck machen, auch gegenüber Staatsanwaltschaft und Polizei, dass der Mord aufgeklärt werde. „Wir schauen nicht weg“, sagt der Vorsitzende des Kulturzentrums, Sabour Zamani. Von einem ähnlichen Verbrechen in der afghanischen Community in Deutschland habe er noch nicht gehört.

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Es gebe zwar Beschimpfungen und Beleidigungen, denen afghanische Flüchtlinge in Berlin ausgesetzt seien, aber konkrete Bedrohungen aus der rechtsextremen Szene oder aus dem Heimatland kenne er nicht. Die Taliban hätten gar nicht die Mittel, um in Deutschland Landsleute zu verfolgen.

In Berlin leben nach Angaben Zamanis rund 3000 Afghanen. Die Polizei sucht nach möglichen Zeugen, die am Tag der Tat Beobachtungen in der Wörlitzer Straße gemacht haben. Auch der Feuerlöscher ist ein wichtiger Anhaltspunkt. Der Täter hatte den leeren Feuerlöscher offenbar wieder mitgenommen.

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