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 Die Statue Justitia ist in einem Amtsgericht zu sehen.

© dpa/Peter Steffen

Nach Einbruch in eine Tresoranlage: Prozess gegen fünf Männer steht vor einem Urteil

Säckeweise haben die Angeklagten Schmuck und Geld aus einer Tresoranlage in Charlottenburg herausgetragen. Nun steht der Prozess gegen die Männer kurz vor dem Abschluss.

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Ungestört knacken Einbrecher in einer Tresoranlage an der Fasanenstraße in Charlottenburg 295 Schließfächer und entkamen mit einer Beute in zweistelliger Millionenhöhe. Fünf mutmaßliche Täter stehen seit rund neun Monaten vor dem Landgericht, darunter der damalige Chef der Anlage. Als ihm die Ermittler auf der Spur waren, hatte Thomas S. bei der Polizei gestanden. Seine Aussagen sind Stütze der Anklage. Auf Strafen von dreieinhalb bis neun Jahren Haft hat der Staatsanwalt plädiert. Die Verteidiger der vier weiteren Angeklagten, die von Ermittlern dem Clan-Milieu zugerechnet werden, halten Kaufmann S. allerdings für einen „Lügenbaron“. Ein Urteil wird voraussichtlich am 18. Juli verkündet.

Am 38. Prozesstag sparten die Anwälte der Männer, die von Thomas S. belastet wurden, nicht mit Angriffen gegen den Kaufmann und „Kronzeugen“. Es sei S. gewesen, der an den Schaltknöpfen gesessen habe, so einer der Anwälte von Muhammet H., gegen den der Ankläger neun Jahre Haft gefordert hat. Thomas S. habe H. als Planer dargestellt, „um seine eigene Rolle möglichst gering zu halten“. Auf dreieinhalb Jahre Haft gegen H. plädierte der Verteidiger.

Säckeweise Schmuck und Geld

Als die Einbrecher am 19. November 2022 vor der Tür der Tresoranlage standen, waren sie bestens ausgestattet: Der damalige Geschäftsführer hatte ihnen zuvor Transponder, Schlüssel und Zugangs-Codes ausgehändigt. Er habe zudem kurz zuvor den bisherigen Wachdienst für die Anlage gekündigt und durch einen Sicherheitsdienst der Komplizen ersetzt. Die Anklage lautet auf gemeinschaftlichen Diebstahl im besonders schweren Fall. Es gab das Geständnis von Thomas S. zu Prozessbeginn und später von einigen Angeklagten Teilgeständnisse. 

Um 7.13 Uhr am Morgen begannen mehrere Täter laut Ermittlungen mit dem Aufhebeln von Schließfächern. Bilder einer Überwachungskamera belegen: Säckeweise schleppten sie aus der ehemaligen Privatbank Beute zu einem Transporter, brachten sie bis 19.34 Uhr in mehreren Fuhren weg vom Tatort.

Von einer Beute in Höhe von mindestens 21,13 Millionen Euro geht der Staatsanwalt nach neunmonatigem Prozess aus – bei Anklageerhebung wurde eine mutmaßliche Beute in Höhe von rund 49 Millionen Euro genannt. Allein das Collier einer Russin war 1,2 Millionen Euro wert, heißt es. Ein Unternehmer hatte als „Altersvorsorge“ 650.000 Euro in einem Schließfach. „Wo die Beute geblieben ist, wissen wir bis heute nicht“, sagte der Staatsanwalt.

Thomas S. aus Baden-Württemberg ist ein Kaufmann, der mit Edelmetallen handelte, er brachte es zu Firmen und Immobilien. Bis sein kleines Imperium in Schieflage geriet. Er behauptete, Bilall M. habe ihm Geldwäschegeschäfte vorgeschlagen, er habe dabei 1,3 Millionen Euro Schulden gemacht, sei dadurch unter Druck geraten. Die Idee, Schließfächer zu plündern, sei von Bilall M. gekommen.

Der Staatsanwalt hält den Ex-Geschäftsführer für glaubhaft. Auf eine Strafe von dreieinhalb Jahren Haft plädierte der Ankläger. „Ein Lügenbaron“, sagte dagegen einer der Verteidiger von Bilall M. und forderte Freispruch für den 43-jährigen Unternehmer. Auf fünf Jahre Haft gegen Bilall M. plädierte dagegen der Staatsanwalt. Acht Jahre verlangte er gegen Kenan S., der mit vier bislang unbekannten Männern die Schließfächer aufgeknackt habe. Gegen den Angeklagten Mahmoud M. forderte der Staatsanwalt sechs Jahre Haft.

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