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Cornelia Seibeld (CDU) ist Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin und steht wegen einer Gedenkrede in der Kritik.

© Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Nach Kritik an Holocaust-Gedenkrede: Jüdische Gemeinde Berlin verteidigt Parlamentspräsidentin Cornelia Seibeld

Hochschulleitungen haben zu wenig gegen Antisemitismus getan – und müssen sich daher Kritik gefallen lassen, sagt die Jüdische Gemeinde. Seibeld habe völlig zu Recht auf das „aktuelle Versagen“ hingewiesen.

Stand:

Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, hat Abgeordnetenhauspräsidentin Cornelia Seibeld (CDU) gegen Kritik an ihrer Holocaust-Gedenkrede verteidigt. „Gedenkreden sollten nicht nur ein ‚nie wieder‘ proklamieren, sondern, wie Cornelia Seibeld es tat, den Finger auf aktuelle Wunden legen. Sie hat völlig zurecht auf das aktuelle Versagen der Universitätsleitungen hingewiesen“, sagte Königsberg dem Tagesspiegel am Freitag.

Deutsche Hochschulen seien lange vor 1933 kein sicherer Ort für Juden gewesen „und es ist mehr als erschreckend, dass sie es im Jahre 2025 wieder nicht sind. Die Hochschulleitungen sind dafür verantwortlich, dass es so weit kommen konnte und sie müssen sich der Kritik stellen“, sagte Königsberg weiter.

Er ergänzte mit Blick auf die vor allem seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 gestiegene Zahl antisemitischer Straftaten an Berliner Hochschulen: „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Judenhasser das Sagen auf den Campussen haben.“

Scharfe Kritik von SPD und Grünen

Königsberg reagierte mit seinem Statement auf Kritik, die unter anderem aus den Reihen der Berliner SPD an der Rede Seibelds (CDU) laut geworden war. Als „unsäglich“ hatten führende Sozialdemokraten die Ausführungen der Abgeordnetenhauspräsidentin kritisiert.

Die wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Maja Lasić, hatte den Plenarsaal während der noch laufenden Rede verlassen. Die Grünen-Abgeordnete Laura Neugebauer bezeichnete die Rede im Nachgang als „billig und unwürdig“.

Seibeld war in ihrer Gedenkrede anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz nach einer einleitenden Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten dazu übergegangen, an die Verpflichtungen aus der Geschichte für die Gegenwart zu erinnern. Mehreren Berliner Hochschulleitungen – explizit denen von TU, FU und Alice-Salomon-Hochschule – warf sie vor, in jüngerer Vergangenheit nicht entschieden genug auf antisemitische Vorfälle oder Gewaltaktionen reagiert zu haben.

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