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Nach Razzia bei Rechtsextremisten: Kopf von Berliner Neonazitrupp in Untersuchungshaft
Am Mittwoch ging die Polizei gegen Neonazi-Nachwuchskader in Berlin und Brandenburg vor. Der 23-jährige Kopf der Gruppe „Deutsche Jugend voran“ sitzt seitdem in U-Haft – wegen Fluchtgefahr.
Stand:
Einer der Rechtsextremisten, bei denen am Mittwochmorgen die Polizei zu einer Razzia angerückt war, sitzt nun in Untersuchungshaft. Das bestätigte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel am Freitag. Es handelt sich um den 23-jährigen Julian M. aus Wandlitz bei Berlin, der eine leitende Position in der neu gegründeten Gruppierung „Deutsche Jugend voran“ einnimmt. „DJV“ ist wie die Organisation „Jung und Stark“ zu Beginn des Sommers entstanden.
Bei insgesamt neun Mitgliedern beider rechtsextremen Vereinigungen im Alter von 16 bis 23 Jahren wurden am Mittwoch Wohnungen durchsucht. Im Rahmen der Hausdurchsuchungen wurden unter anderem Waffenteile und Gaspistolen gefunden. Die Polizei wirft den jungen Neonazis vor, politische Gegner attackiert und ausgeraubt zu haben.

© Polizei Berlin
Am Abend des 13. September 2024 sollen sieben der Beschuldigten in Marzahn einen Mann zunächst verfolgt und umstellt haben. Aus der Gruppe heraus sollen sie dem Mann anschließend gegen den Kopf geschlagen und ihn unter Androhung weiterer körperlicher Gewalt zur Herausgabe seines T-Shirts mit einem Aufdruck mit Bezug zur linken Szene – nämlich der Antifa – genötigt haben.

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Wenige Tage später sollen sechs der Beschuldigten, zum Teil vermummt, an einer Bushaltestelle in Hellersdorf auf einen Unbekannten eingeschlagen haben, um schließlich auf ihn einzutreten, als er sich bereits am Boden befand. Der Mann soll dann in einen Bus geflüchtet und mit diesem davongefahren sein.
Laut Staatsanwaltschaft soll Julian M. an beiden Taten beteiligt gewesen sein. Da Fluchtgefahr bestehe, befinde sich der 23-Jährige in Untersuchungshaft. Die Fluchtgefahr wurde begründet mit der Schwere der Tatvorwürfe, unklarem Wohnsitz und geringen Sozialbindungen.
Zuletzt war der Neonazi am vergangenen Sonnabend bei einer rechtsextremen Demonstration in Marzahn-Hellersdorf in Erscheinung und koordinierte dort die Versammlung per Megafon. Auch an Neonazi-Demonstrationen in Oranienburg, Leipzig und Bautzen gegen die örtlichen Paraden zum Christopher Street Day war M. maßgeblich beteiligt und organisierte die Masse.
Währenddessen äußert sich unter anderem der sachsen-anhaltische Ableger von „Jung und Stark“ auf Instagram zu der Razzia. „Wir distanzieren uns von jeglichen Sachen, die gestern in Berlin bei den Durchsuchungen gefunden wurden. Das sind nicht unsere Werte“, schreiben die Neonazis aus Sachsen-Anhalt. In der Vergangenheit hatten „JS Berlin“ und „JS Sachsen-Anhalt“ eng kooperiert und gemeinsam Versammlungen organisiert. (mit axf)
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