
© dpa/Pierce Adler
Nach tödlicher Messerattacke: Berliner Polizei ist rund um die Uhr am Humboldt-Forum präsent
Am Freitagabend wird ein junger Syrer mitten im touristischen Zentrum Berlins erstochen. Es war bereits der zweite schwere Vorfall in drei Wochen. Die Polizei reagiert.
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Nach der tödlichen Messerattacke an der Spreeseite des Humboldt-Forums hat die Berliner Polizei ihre Präsenz in dem Bereich massiv verstärkt. „Wir gehen nun offensiv mit polizeilichen Maßnahmen dagegen vor und sind in der größtmöglichen Stärke dort unterwegs – auch nachts“, sagte Florian Nath, Sprecher der Berliner Polizei, dem Tagesspiegel am Montag.
Er ergänzte, die Polizei sei „mit voller Stärke da, die Beamten haben einen Fokus auf den Bereich“. Es werde „ein hoher Kontrolldruck entfaltet“. Aussagen dazu, wie viele Beamte den Bereich regelmäßig bestreifen, machte Nath zwar nicht. Ziel der Maßnahmen sei es jedoch, den sich zuletzt zu einem Treffpunkt für Gruppen Heranwachsender und junger Erwachsener entwickelnden Bereich im Herzen des touristischen Berlins zu befrieden.
Schloßplatz „kein Brennpunkt oder Schwerpunkt“
Nath bezeichnete es als „völlig inakzeptabel“, dass sich östlich des Humboldt-Forums – zwischen dem Nachbau des einstigen Stadtschlosses und der Spree – innerhalb von drei Wochen gleich zweimal „schwerste Gewaltstraftaten“ ereignet haben. Dennoch sei das Humboldt-Forum „kein Brennpunkt oder Schwerpunkt“, erklärte Nath.
Am vergangenen Freitagabend waren dort nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft drei Syrer von einer Gruppe Afghanen attackiert worden. Ein 20-jähriger Syrer erlitt dabei mehrere lebensgefährliche Stichverletzungen, auch ins Herz. Der junge Mann wurde vor Ort reanimiert und kam ins Krankenhaus, starb dort aber später. Seine Begleiter im Alter von 22 und 23 Jahren wurden leicht verletzt.
Ein Polizeisprecher hatte am Freitag gesagt, Anrufer hätten von rund 20 Menschen berichtet, die an dem Kulturforum aufeinander losgegangen seien. Die mutmaßlichen Angreifer flohen, die Fahndung nach dem Täter dauert an und könnte durch einen Zeugenaufruf flankiert werden. Zudem werde geprüft, ob es Aufnahmen von Videokameras in dem Bereich des Humboldt-Forums gebe. Auch bei Mobilfunkanbietern könne angefragt werden, welche Handys zum Tatzeitpunkt in der Funkzelle vor Ort eingeloggt waren.
Der Anstieg von Gewalttaten mit dem Tatmittel Messer ist besorgniserregend.
Innensenatorin Iris Spranger
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) äußerte sich am Montag „fassungslos“ über die jüngsten Fälle von Messergewalt in Berlin. „Der Anstieg von Gewalttaten mit dem Tatmittel Messer ist besorgniserregend“, sagte Spranger und ergänzte: „Letztlich handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das allein mit polizeilichen Mitteln nicht zu lösen ist.“ Eine Ausweitung der bestehenden Messer- und Waffenverbotszonen im ÖPNV und an sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten sei „derzeit nicht konkret geplant“, ergänzte die Innensenatorin.
Bereits vor drei Wochen hatte sich an der Spreeseite des Humboldt-Forums eine Auseinandersetzung ereignet, bei der einer der Beteiligten lebensgefährliche Verletzungen am Rücken erlitten hatte und in einem Krankenhaus operiert werden musste. Der 24-Jährige überlebte. Sechs weitere Männer wurden teils schwer verletzt. Zu der Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen gibt, machte die Staatsanwaltschaft am Montag keine Angaben. „Die Ermittlungen dauern an, weshalb zu deren Schutz derzeit keine weiteren Informationen mitgeteilt werden können“, erklärte ein Sprecher.
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