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Eine Verpackungssteuer könnte zur Verringerung der Müllmenge beitragen, sagen die Befürworter. (Archivbild)

© Christoph Soeder/dpa

Update

Nach Urteil in Karlsruhe: Berliner SPD-Fraktion will Verpackungssteuer prüfen lassen – Umweltsenatorin ist dagegen

Eine Steuer auf Einweg-Verpackungen ist verfassungsgemäß. Das haben die Richter in Karlsruhe entschieden. Kommt sie auch in Berlin? Die SPD ist für eine Prüfung, die CDU setzt auf eine bundeseinheitliche Regelung.

Stand:

Die Diskussion um Sinn und Unsinn einer Verpackungssteuer flammt in Berlin nach einer aktuellen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts neu auf. Die Richter urteilten, die Stadt Tübingen dürfe auf Einwegverpackungen für Essen und Getränke eine Verpackungssteuer erheben (Az. 1 BvR 1726/23). „Der Senat sollte die Möglichkeit einer Verpackungssteuer ernsthaft prüfen und nicht einfach ablehnen“, forderte daraufhin die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Linda Vierecke. 

Die stetig ansteigende Menge an Müll sei für die Berlinerinnen und Berlinern nicht mehr tragbar. „Als SPD-Fraktion haben wir einen Prüfauftrag für eine solche Verpackungssteuer beschlossen.“ Wichtig sei, dabei im Blick zu haben, welche Belastungen auf die vielen kleinen Betriebe zukommen und mit welchem bürokratischen Aufwand die Steuer verbunden sei. 

Berliner CDU sieht die Verpackungssteuer skeptisch

In der schwarz-roten Koalition ist das Thema hochumstritten. Eine Reduzierung der Einwegprodukte müsse das Ziel sein, sagte Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU) dem Tagesspiegel auf Nachfrage. Schon im Dezember 2023 habe man in der Umweltministerkonferenz einen entsprechenden Antrag eingebracht, der vorsieht, dass Einwegprodukte nicht mehr kostenlos abgegeben werden dürfen. „Steuern sind aber nicht der richtige Weg“, sagte Bonde. Wichtig sei eine bundeseinheitliche Regelung.

Die Christdemokraten sehen neue Steuern generell skeptisch. So hatte auch der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Danny Freymark, erst jüngst im Abgeordnetenhaus eine Reihe von Bedenken gegen eine Verpackungssteuer in Berlin aufgelistet. Auch Freymark hatte gefordert, das Thema auf bundespolitischer Ebene zu besprechen.

Die Grünen im Abgeordnetenhaus sind dagegen klar für die Verpackungssteuer. Rechtlich stehe ihr nichts mehr im Weg, sagte die umweltpolitische Sprecherin Julia Schneider. „Die Zeit der Ausreden ist vorbei.“ Der Senat müsse seine Blockade gegen die Steuer aufgeben. 

BUND will die Steuer für Berlin

So sieht es auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Berlin. Das Tübinger Beispiel zeige, wie die Steuer erfolgreich die Vermüllung bekämpfe und Abfall vermeide. Sie bringe außerdem zusätzliche Einnahmen für die Stadt. Berlin müsse jetzt so schnell wie möglich nachziehen.

Die Richter in Karlsruhe argumentierten, die Erhebung der Verpackungssteuer greife zwar in die im Grundgesetz geschützte Berufsfreiheit der Verkäufer ein. Dieser Eingriff sei jedoch verfassungsgemäß. Tübingen könne sich auf die Steuergesetzgebungskompetenz der Länder berufen. Bei der Verpackungssteuer handele es sich um eine „örtliche“ Verbrauchssteuer. (mit dpa)

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