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Berlin: Nachwuchs-Detektive: Ein Fall für zwei: Wo junge Spürnasen von alten Kriminalhasen lernen können

Der inszenierte Tatort ist mit rot-weißen Flatterband abgesperrt, aufgerissene Schubladen und eine umgefallene Lampe zeugen vom hastigen Verlassen des Büros. Aus dem aufgebrochenen Safe haben Diebe einen wertvollen Diamanten gestohlen.

Der inszenierte Tatort ist mit rot-weißen Flatterband abgesperrt, aufgerissene Schubladen und eine umgefallene Lampe zeugen vom hastigen Verlassen des Büros. Aus dem aufgebrochenen Safe haben Diebe einen wertvollen Diamanten gestohlen. "Wachhund Erdmann wurde wahrscheinlich mit einer Dose präparierter Würstchen erledigt", vermutet Katrin Tobis vom Labyrinth Kindermuseum im Wedding und zeigt auf eine leere Dose, die neben dem aufgezeichneten Körper des Hundes liegt.

Wer waren der oder die Täter und wie kommt man ihnen auf die Spur? In diesem Fall ist das nicht Sache der Kripo, sondern der Kinder, die im Labyrinth ab heute Detektiv spielen dürfen. Damit die Ermittlungen möglichst zügig vorangehen, stellt die Ausstellung allerhand Mittel zur Verfügung, die auch Profi-Ermittlern im wirklichen Leben eine Hilfe sind. Allen voran die Lupe, die in keinem Spurensicherungskoffer fehlen darf.

Die Kinder-Kripo ermittelt

An insgesamt zehn verschiedenen Stationen lernen große und kleine Detektive ab fünf Jahren, was man alles für eine effektive Aufklärungsarbeit braucht. Geheimbotschaften, Geheimzeichen und Codes werden geschrieben und geknackt, Phantombilder können anhand von Schablonen oder am Computer erstellt werden. Und im historisch anmutenden Detektivbüro werden unter anderem Minikameras und Spionspiegel gezeigt. "Hier waren das Polizeihistorische Museum in Berlin und zwei echte Detektive Ausstatter", so Katrin Tobis. Highlight: Auf alten Fotos werden im Detektivbüro die Tricks von Taschendieben gezeigt.

Da sich Detektive mitunter verkleiden müssen, um sich den Tätern zu nähern, gibt es in dem aufgebauten Gassenkaree im Erdgeschoß eine so genannte Tarnkappenstation, in der die Kinder nach Lust und Laune in Miss Marple oder Sherlock Holmes verwandeln können.

Auge in Auge mit dem Verdächtigen

Besonders geheimnisvoll geht es in der Spurenwerkstatt zu. Hier werden Fingerabdrücke abgenommen und sichtbar gemacht. Sogar einen Scanner, der die Iris von Verdächtigen auf den Bildschirm zaubert, wird benutzt. "Die Iris ist ähnlich einzigartig wie der Fingerabruck", erklärt Tobis. Nebenan laden Gipsabdrücke von Schuhen zum Rätseln ein. Von wem stammen die Spuren und wie sieht zum Beispiel ein Turnschuhabdruck aus?

Weitere Stationen der Ausstellung sind eine Ahnengalerie mit Portraits bekannter Detektive, sowie eine Computer-Krimi-Ecke, in der Software mit Computerspielen zum Lösen von verschiedenen Kriminalfällen einlädt. Zum Entspannen lädt wie auch in den vorhergehenden Ausstellungen im Labyrinth ein Bücherzimmer ein, in dem Besucher sich gegenseitig spannende Kinderkrimis vorlesen können. Bequem mit Kissen und Matratzen ausgestattet, kann man sich in dieser Krimihöhle von der anstrengenden Detektivarbeit erholen. Geschichten vom Band gibt es ein paar Meter weiter in Form von Endloshörspielen, in die sich die Kinder mittels Schlauch und Trichter als Kopfhörer vertiefen können.

Da man als braver Detektiv ab und zu am Schreibtisch sitzen muss, um seine Ermittlungserkenntnisse niederzuschreiben, wurde auch eine Krimi- Mal- und Schreibwerkstatt eingerichtet. Hier können die jungen Kriminalisten nach Lust und Laune ihre Erlebnisse verarbeiten und die Ergebnisse ihrer Ermittlungen noch einmal unter die Lupe nehmen.

Etliche Experten haben den Ausstellungsmachern des Kindermuseums mit Rat und Material zur Seite gestanden, unter anderem Kriminalistik-Professor Frank-Rainer Schurich sowie Ulrich Diezel. Letzterer fertigt zusammen mit zwei Geschäftspartnern Spezialtechnik für das Bundes- und Landeskriminalamt an und hat unter anderem knopfgroße Videoaufnahmegeräte, fadendünne Mikrofone und UV-Markierungsmittel entwickelt. Das sind unsichtbare Gele, die auf wertvolle Waren oder Schranktüren aufgebracht werden und Diebe markieren, ohne dass sie es bemerken. "Unter UV-Licht leuchten die dann", erklärt der studierte Diplom-Kriminalist.

Kinder fragen, Kriminalisten antworten

Einige der von Diezel entwickelten Geräte werden im Labyrinth ausgestellt, auch eine Abhörwanze kann man aus der Nähe betrachten. Zu bestimmten Terminen wird Diezel vor Ort sein und sich den Fragen der kleinen Detektive stellen. "Die wenigsten Diebe arbeiten mit Handschuhen", verrät er und räumt damit ein gängiges Klischee aus dem Weg. "Das behindert die nur beim Arbeiten".

Christine Berger

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