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Nahmen Bushidos Bodyguards Geschenke an?: Korruptionsverdacht gegen Personenschützer – Berliner LKA löst gesamtes Kommando auf
Wegen Korruptionsvorwürfen gegen Beamte löst die Berliner Polizei ein gesamtes Personenschutzkommando auf. Es geht um die ehemaligen Bodyguards des Rappers Bushido.
Stand:
Die Berliner Polizei hat ein komplettes Personenschutzkommissariat beim Landeskriminalamt (LKA) aufgelöst, weil Beamte unter Korruptionsverdacht stehen. Die Beamten des Kommissariats LKA 616 hatten den Rapper Bushido bis 2024 dienstlich bewacht. Der Vorwurf: Sie sollen den Rapper auch nach Ende ihrer offiziellen Aufgabe weiter „privat betreut“ und dafür „dienstliche Ressourcen unzulässig genutzt haben“, wie die Behörde am Freitag mitteilte.
Anhand von zwei beteiligten Beamten sei die Polizei auf den Vorgang aufmerksam geworden, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Wie die „B.Z.“, die den Fall aufgedeckt hatte, berichtet, sollen bis zu zehn Polizisten involviert gewesen sein.
Offenbar war auch eine Führungskraft des Kommissariats beteiligt. Sie sei von ihren Aufgaben entbunden worden, teilte die Polizei mit. Alle Beamten des Kommissariats seien versetzt worden, „um Einflussnahmen und Verflechtungen auszuschließen“. Es werde disziplinarisch und strafrechtlich ermittelt.
„Korruption, private Einflussnahme und illoyales Verhalten werden nicht geduldet, sondern konsequent verfolgt“, teilte die Berliner Polizei mit. „Personenschutz verlangt absolute Loyalität gegenüber dem Staat und uneingeschränkte Integrität. Nähe zu Schutzpersonen darf nie in Abhängigkeit umschlagen“, sagte Polizeivizepräsident Marco Langner.
Einladung zu Bushidos Bootsparty
Bushido soll die Bodyguards zu einer Bootsparty am Wannsee eingeladen haben, wie die „B.Z.“ berichtet. Außerdem überließ der Rapper ihnen demnach Möbel und Elektrogeräte, bevor er von Deutschland nach Dubai umzog. Auch bei Reisen ins Ausland und Auftritten im Fernsehen sollen sie Bushido begleitet haben. Laut „B.Z.“ sollen sie privat auch in Dubai im Einsatz gewesen sein.
Interne Hinweise auf die Aktivitäten der Personenschützer soll es demnach bei der Polizei schon vor einer Weile gegeben haben. Final flogen sie auf, weil Kollegen sie im Hintergrund eines Interviews des Senders RTL von Moderatorin Frauke Ludowig mit Bushido erkannt haben.
Personenschützer bei Bushido-Interview „positiv identifiziert“
„Auf den Bildaufnahmen ist ein Mitarbeiter des LKA 61 – Personenschutz positiv identifiziert worden“, teilte Polizeisprecher Florian Nath mit. Die Polizei hatte daraufhin interne Untersuchungen eingeleitet. Als deren Ergebnis wurden nun erste Konsequenzen gezogen.
Welche strafrechtlichen Vorwürfe gegen die Bodyguards erhoben werden, konnte eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel nicht sagen. Vorteilsannahme sei „am naheliegendsten“, doch es lägen noch keine abschließenden Erkenntnisse vor.
„Inwieweit dieses Verhalten wirklich strafrechtlich relevant ist, das werden wir prüfen, disziplinarrechtlich natürlich auch“, sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel in der RBB-Abendschau. Sie könne aber klar sagen, das Verhalten beschädige den Ruf der Personenschützer des Landeskriminalamts. „Und das bedauere ich zutiefst.“
Als Reaktion führt die Berliner Polizei nun „Aufsichts- und Kontrollmechanismen ein, überprüft Dienstanweisungen zum Umgang mit Schutzpersonen und verpflichtet alle Führungsebenen zu regelmäßiger Transparenzberichterstattung“. Diese Maßnahmen seien nötig, um das Vertrauen in die Polizei zu sichern, sagte Polizeivizepräsident Langner.
Rapper steht seit Januar 2024 kein Personenschutz mehr zu
Bushido hatte sich 2017 mit seinem ehemaligen Manager, dem Clan-Chef Arafat Abou-Chaker, zerstritten. In der Folge standen er und seine Familie unter Polizeischutz durch das Berliner LKA. Doch seit Januar 2024 steht dem Rapper kein Personenschutz mehr zu, wie die Polizei mitteilte. Eine private Tätigkeit ehemaliger Personenschützer wäre einer Sprecherin zufolge meldepflichtig gewesen.
Stephan Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), begrüßte die Reaktion der Behörde auf die Vorwürfe. „Das betreffende Kommando aufzulösen und begleitende Maßnahmen, bis die schwerwiegende Vorwürfe umfassend geklärt sind, ist der einzig richtige Weg“, sagte Weh. „Wir reden im LKA 61 über Spezialkräfte, an die aufgrund des individuellen Schutzauftrags noch mal ein ganz besonderer Anspruch besteht. Umso wichtiger ist es, hier umfassend und transparent mit Fehlverhalten umzugehen.“
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