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Friedrich Ludwig Jahn lebte von 1778 bis 1852. In der Hasenheide erinnert ein Denkmal an ihn.

© imago/Klaus Martin Höfer

Netzwerk fordert Abriss: Neuköllns Bezirksbürgermeister begrüßt Debatte über Jahn-Denkmal

Ein Frauennetzwerk wirft „Turnvater Jahn“ Rassismus und Antisemitismus vor und fordert den Abbau des Denkmals in der Hasenheide. Nun äußert sich der Bezirkschef.

Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) steht einer Debatte über eine mögliche Beseitigung des Denkmals für den „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide offen gegenüber. „Ich finde es gut, wenn die Bezirksverordnetenversammlung darüber diskutiert. Auch wenn in der Hasenheide der erste Turnplatz Deutschlands entstanden ist, ist eine zeitgemäße Auseinandersetzung der Stadtgesellschaft mit bestehenden Denkmälern immer angemessen“, so Hikel am Montag. Das gelte auch für das Jahn-Denkmal.

Das „Netzwerk Frauen in Neukölln“ fordert den Abriss des Denkmals und hatte die Idee in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht. Die Frauen werfen Jahn unter anderem Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus vor. Zunächst hatte der Tagesspiegel berichtet.

Friedrich Ludwig Jahn lebte von 1778 bis 1852. „Jahns Streben galt der Ertüchtigung junger Menschen durch Leibesübungen im Freien, verbunden mit nationaler und patriotischer Erziehung“, heißt es in einer Biografie des Jahn-Museums in Freyburg (Sachsen-Anhalt). Er sei eine schillernde, sagenumwobene, oft widersprüchliche und daher umstrittene Persönlichkeit, in deren Schriften jeder einen zitierfähigen Satz finde, die die eigene Interpretation und weltanschauliche Position belege. 

Netzwerk will Diskussion anregen

Die Forderung nach einem Abriss des Denkmals sei eine Anregung für eine Diskussion, sagte Claudia Cremer vom Frauennetzwerk der Deutschen Presse-Agentur. „Man kann das auch kommentieren, es auch anders nutzen, man kann sich alles Mögliche einfallen lassen“, so Cremer. 

In Berlin wurde vor Jahren bereits über die Umbenennung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks in Pankow diskutiert. „Der Senat beabsichtigt derzeit nicht, die Sportanlage umzubenennen“, machte die zuständige Sportverwaltung im Juli 2018 in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage deutlich. 

Bei der Bewertung Jahns seien verschiedene Facetten der Person zu berücksichtigen. Neben den zu Recht kritisierten Äußerungen müsse auch sein Wirken als Begründer der heutigen Vereinsbewegung im Sport betrachtet werden: eine Bewegung für alle Altersklassen, Bevölkerungsschichten, Ethnien und Geschlechter.

Die Turnvater-Jahn-Grundschule im Prenzlauer Berg legte ihren Namen 2015 ab und heißt nun „Bötzow-Grundschule“. (dpa)

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