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Nach Streit zwischen jüdischen Gemeinden: Neue Synagoge in Brandenburg soll noch 2021 gebaut werden
Brandenburg finanziert das Projekt mit knapp 14 Millionen Euro. Die jüdischen Gemeinden streiten jedoch weiter über Bau und Betrieb des Zentrums.
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Noch in diesem Jahr soll der Bau der neuen Synagoge in der Potsdamer Schloßstraße beginnen. Das Land werde mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) das Synagogen- und Gemeindezentrum auf dem Gelände der Schloßstraße errichten, kündigte Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in dieser Woche an.
Mehr als 75 Jahre nach der Shoah und rund 30 Jahre nach der Wiedergründung der ersten jüdischen Gemeinde in Brandenburg hätten Juden Anspruch auf eine sichere Heimstatt und auf ein religiöses und kulturelles Zentrum in Potsdam.
Eine Synagoge und ein Gemeindezentrum seien ein langgehegter Wunsch der jüdischen Community in Potsdam, unterstrich Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Potsdam sei bislang die einzige Landeshauptstadt ohne klassischen Synagogenbau. Baubeginn soll den Angaben zufolge in diesem Jahr sein, die Eröffnung ist für 2024 geplant. Das Land finanziert das Projekt mit rund 13,7 Millionen Euro.
Ursprünglich sollten es mal knapp fünf Millionen Euro sein. Doch das ist mehr als 15 Jahre her. Allein in den vergangenen zehn Jahren seien die Baupreise in Brandenburg um 40 Prozent gestiegen, sagte Abraham Lehrer, Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle. Zudem seien die Sicherheitsanforderungen deutlich höher – spätestens seit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale).
Wie berichtet, konnten sich der Landesverband West der jüdischen Kultusgemeinden und der Landesverband der jüdischen Gemeinden Brandenburg nicht über Bau und Betrieb des religiösen Zentrums einigen. Aus diesem Grunde sei die ZWST, eine Dachorganisation der Wohlfahrtspflege für rund 100 jüdische Gemeinden, gebeten worden, das Projekt gemeinsam zu realisieren, erläuterte Schüle.
Allen jüdischen Gemeinden in Potsdam werde angeboten, sich konstruktiv und aktiv an der Nutzung zu beteiligen. Dabei müsse man auch von Maximalforderungen abrücken, sagte Lehrer an die Adresse von Ud Joffe, Vorstand des Landesverbands West und Vorsitzender der Potsdamer Synagogengemeinde.
Ein Zentrum aller Strömungen des Judentums
Die ZWST werde ein Kürze die Stelle eines Baubeauftragten ausschreiben, der das Projekt koordinieren soll. Nach Fertigstellung sollen Synagoge und Gemeindezentrum über eine Stiftung durch das ZWST betreut und nach drei Jahren an den Landesverband übergeben werden. „Meine Hoffnung ist: Es soll ein Zentrum im Sinn der Einheitsgemeinde werden, das den Interessen aller Strömungen des Judentums in Potsdam dient“, so der Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland, Rabbiner Walter Homolka.
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Die Pläne des Berliner Architekten Jost Haberland sehen ein Gebäude mit sieben Rundbogenfenstern und einer Dachterrasse für kulturelle Feste vor, das etwas in die Straße hineinragt. Trotz aller Sicherheitsstandards solle es ein offenes Haus sein.
Das religiöse Zentrum ist im ersten Obergeschoss vorgesehen, im Erdgeschoss gibt es ein öffentlich zugängliches Café. Der Bauantrag sei bereits gestellt, hieß es. Man hoffe auf eine Baugenehmigung bis Ende März. Bauherr ist der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB).
Woidke: Bauplan soll Streit schlichten
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach jetzt von einem wichtigen Signal, „insbesondere in diesem Jahr, in dem wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern“. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) gratulierte Kulturministerin Schüle zu ihrem Mut, das Thema zu Beginn ihrer Amtszeit anzugehen. „Ich hoffe, dass der Streit damit beigelegt ist.“
Danach sieht es jedoch nicht aus. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde Joffe reagierte nach der Vorstellung des Projekts empört. Das Vorgehen der Landesregierung sei ein Skandal, so Joffe. Sie spiele die jüdischen Gemeinden gegeneinander aus.
Seine Gemeinde werde in der nächsten Woche einen eigenen Vorschlag machen, wie der Bau umgesetzt werden kann. Außerdem kündigte er juristische Schritte an. Seine Gemeinde sei an der Konzeption maßgeblich beteiligt gewesen. Die Landesregierung vergehe sich am geistigen Eigentum. Tatsächlich ist die Synagogengemeinde weder Mitglied im Zentralrat der Juden noch im Landesverband der Jüdischen Gemeinden. (mit epd / dpa)
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