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Die Tagesspiegel-Titelseite am 20. Januar 1990.

© Tsp

Neuer Großflughafen für Berlin: Der BER - eine Idee wird 25 Jahre alt

Die bundesdeutsche Lufthansa und die DDR-Interflug hatten kurz nach dem Mauerfall eine Idee: Berlin braucht einen Großflughafen. Vor genau 25 Jahren stellten sie ihren Plan vor - mit überraschenden Details.

Da sage noch einer, der neue Berliner Flughafen mache erst seit den Problemen mit der Eröffnung Schlagzeilen: „Lufthansa und Interflug planen Großflughafen“, stand heute vor genau 25 Jahren auf der Titelseite des Tagesspiegels (wichtiger war nur die Nachricht, dass die Beamten einen Zuschlag von 80 DM erhielten). In der Rückschau wirkt es fast ein bisschen unheimlich, was der Chef der westdeutschen Fluggesellschaft und sein DDR-Amtskollege voraussagten – schließlich war der Mauerfall gerade zehn Wochen her. Heinz Ruhnau (West) und Klaus Henkes (Ost) zeigten sich überzeugt, dass „der Flughafen Tegel mit gegenwärtig rund sechs Millionen Passagieren jährlich und der Flughafen Schönefeld mit drei Millionen Fluggästen nicht mehr in der Lage seien, den erwarteten Passagieranstieg zu bewältigen“.

Hans von Przychowski, damals Chef vom Dienst und Flugexperte des Tagesspiegels, der von der gemeinsamen Pressekonferenz auf dem Flughafen Schönefeld berichtete, hatte noch andere Zahlen parat: Für 2005 rechnete die Interflug demnach mit 20 Millionen und die Lufthansa sogar mit 30 Millionen Passagieren in Berlin – am Ende waren es 17 Millionen auf beiden immer noch funktionierenden Flughäfen. 2015 dürfte die Lufthansa-Marke aber gerissen werden.

Einen Ort für den neuen Airport hatten die Fluggesellschaften auch schon angepeilt: südlich Berlins, aber höchstens 40 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Alle, die den aktuellen Flughafen BER zu verantworten haben, lasen 1990 vermutlich keinen Tagesspiegel, denn sonst würde ihnen die folgende Ansage der Airline-Bosse seit 25 Jahren in den Ohren klingen: Man werde darauf zu achten haben, dass die An- und Abflüge nicht mehr über das Stadtgebiet führen. Allerdings war kein Nachtflugverbot für den neuen Airport geplant, der „Berlin International“ heißen sollte (Brandenburg drängte sich erst später in den Namen hinein).

Keine Trainingsflüge in der Nacht

Dafür versprach die Interflug netterweise, auf Probeläufe und Trainingsflüge zu nachtschlafender Zeit zu verzichten: Nach der Wende sei man verstärkt mit Fragen der Ökologie konfrontiert worden, sagte der Interflug-Chef. Er versprach zudem, bis 1995 den Bestand an lärmenden  Maschinen sowjetischer Bauart drastisch zu verringern – dass sein Unternehmen bereits im April 1991 den Betrieb auf Geheiß der Treuhandanstalt einstellen würde, ahnte im mauerfallseligen Januar 1990 noch niemand.

Der Luftverkehr schien sowieso die Fantasie damals zu beflügeln. Der „Piloten-Club Berlin“ ging zur selben Zeit wie Lufthansa und Interflug an die Öffentlichkeit, um ebenfalls Pläne für einen Flughafen vorzustellen. Dieser sollte für den Privat- und Geschäftsverkehr genutzt und „kurz hinter dem Grenzkontrollpunkt Heerstraße“ errichtet werden.

Schwimmbad und Golfplatz für Piloten

Außerdem auf der Wunschliste des Piloten-Clubs: Hotel, Schwimmbad, Golf- und Tennisplatz sowie Hangars für Segelflugzeuge. Das Projekt könne dazu beitragen, so hieß es selbstbewusst, die Stadt zu einem Luftkreuz auszubauen und – etwas weniger selbstsicher – „die wirtschaftliche und touristische Attraktivität Berlins zu steigern“. Hätten die Piloten damals schon gewusst, dass es eines Tages mehr als sieben Millionen Touristen und 15 Millionen Übernachtungen geben würde, wäre ihnen sicherlich noch das eine oder andere Extra eingefallen. So blieb der Regionalflughafen nur ein Traum – wie auch der Baubeginn für den deutsch-deutschen Großflughafen. Losgehen sollte es 1995. Auch schon wieder 20 Jahre her.

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