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"Mach den fertig, den Scheiß-Nigger". Solche Zurufe hörte Boateng als Jugendlicher bei Fußballspielen in Berlin.

© picture alliance/Soeren Stache

"No-Go-Areas" in Berlin: Bezirkspolitiker kontern Boatengs Rassismus-Warnung

Der Fußball-Nationalspieler Jerome Boateng hatte vor Rassismus in Teilen Berlins gewarnt. Pankows Bürgermeister nennt seine Aussage pauschalisierend.

Von Christian Hönicke

Berlin - Ist Weißensee eine „No-Go- Area“ für Menschen mit dunkler Hautfarbe? Dieser Einschätzung von Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng hat jetzt Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) widersprochen. Boateng hatte wie berichtet gesagt, es gebe Orte in Deutschland, in die er seine Töchter nicht zur Klassenfahrt schicken würde – wie Marzahn und den Pankower Stadtteil Weißensee. „Mit anderer Hautfarbe hast du da immer etwas zu befürchten.“

Er finde es richtig, Rassismus zu thematisieren und zu bekämpfen, sagte Benn dem Tagesspiegel am Montag. „Es ist aber falsch, dies an einzelnen Ortsteilen festzumachen.“ Er wisse nicht, wie es sei, sich als Nichtweißer in Berlin zu bewegen. „Ich glaube aber, dass auch in Weißensee die große Mehrheit der Bevölkerung aus aufgeklärten und weltoffenen Menschen besteht, die sich von solch pauschalen Zuschreibungen nicht zutreffend beschrieben sehen.“

Weißensee habe sich "stark verändert"

Auch die SPD-Politikerin Clara West verteidigt ihren Wohnort. Sie erlebe Weißensee als toleranten Stadtteil, „in dem man anständig miteinander umgeht“. Die SPD-Vizefraktionschefin im Abgeordnetenhaus bedaure, dass Boateng offenbar schlechte Erfahrungen machen musste. „Darüber möchte ich auch nicht urteilen. Allerdings würde ich ihn fragen, wann er denn das letzte Mal hier war.“

Weißensee habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert. „Ich kann ihn nur herzlich einladen, sich das selbst anzusehen. Es ist gar nicht so unbunt, es leben viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarben hier.“ Sie wolle nicht bestreiten, dass es in Weißensee Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gebe. Dies sei im Nordosten Berlins ein Problem.

SPD-Politikerin Clara West fordert "No-Go-Areas" für Rassisten

„Aber ,No-Go-Area‘ würde ja bedeuten, dass es mehrheitlich akzeptiert ist, dass hier Leute anderer Hautfarbe beschimpft werden. Nach meiner Beobachtung gibt es ein solches Klima nicht.“ Als vor ein paar Jahren die NPD in Weißensee aufmarschieren wollte, seien die Straßen voller Gegendemonstranten gewesen.

Allerdings reiche „eine kleine rassistisch agierende Minderheit“ bereits aus, um Ängste auszulösen, so Bürgermeister Benn: „Darum gilt es, Rassismus in jeder Form immer und überall offensiv entgegen zu treten, um ,No-Go-Areas‘ für Rassisten zu schaffen.“

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