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Öffentlicher Brief aus dem Untergrund: Burkhard Garweg rechnet mit RAF-Morden ab
Nach längerer Zeit meldet sich der ehemalige RAF-Mann aus dem Untergrund. Er erklärt, warum die Terrorgruppe gescheitert ist und richtet einige Worte an Daniela Klette.
Stand:
Mit einem Schreiben aus dem Untergrund ist der seit Jahrzehnten untergetauchte frühere RAF-Terrorist Burkhard Garweg an die Öffentlichkeit getreten. Veröffentlicht wurde es unter anderem auf der Online-Plattform „indymedia“. Mit seinem Text reagiert Garweg auf ein Schreiben der Tochter des im Jahr 1986 durch die Rote Armee Fraktion (RAF) ermordeten Gerold von Braunmühl.
Braunmühl war seiner Zeit als einflussreicher Beamter im Auswärtigen Amt einer der engsten Berater des damaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher. Genscher ging in seinem vorherigen Amt als Bundesinnenminister gegen die erste Generation der Linksterroristen vor und gründete nach dem Münchner Olympia-Attentat die GSG 9.
Morde müssen laut Garweg einem höheren Zweck dienen
Unter dem Titel „das falsche Primat“ kritisiert Garweg vor allem die Morde der dritten Generation der Terrorgruppe, die auch Gerold von Braunmühl getötet hat. Ihm zufolge sei die „Attentatspolitik“ der 80er-Jahre durch eine fehlerhafte Analyse der globalen Verhältnisse entstanden und die Gruppe hätte damit die gesellschaftliche Basis verloren.
Der revolutionäre Kampf, so Garweg in seinem offenen Brief, müsse ein „Kampf für das Leben“ bleiben. Durch die zunehmende Militarisierung und das Ausblenden politischer Perspektiven sei die Gruppe in ihrem Freiheitskampf gescheitert. Das Attentat auf von Braunmühl stehe an dieser Stelle exemplarisch.
Garweg argumentiert außerdem, dass Attentate nur eine Legitimation hätten, wenn sie eine Entwicklung in der Zukunft direkt verhindern könnten. Dies sei beim Mord an von Braunmühl sowie weiteren Attentaten der 80er Jahre nicht der Fall gewesen. Ganz im Gegenteil: Der Mord an von Braunühl hätte den politischen Anspruch der Terrorgruppe untergraben.
Garweg fordert aus dem Untergrund Freiheit für Klette
Auch richtet Garweg einige Worte an die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette. Klette steht seit Ende März wegen einer Serie von Überfällen auf Supermärkte und Geldtransporter zwischen 1999 und 2016 vor Gericht. Ihr mutmaßlicher Komplize fordert die „Abschaffung des gesamten Gefängnissystems“ und die Freiheit Daniela Klettes.
Sie solle an der Auseinandersetzung mit der Nachfahrin des RAF-Mordopfers teilnehmen können, was die Isolationshaft nicht ermögliche.
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