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Berlin: Paris brennt – die Türken sind besorgt Wie türkische Blätter über den Aufruhr der Zuwanderer in Frankreich berichten

„Paris brennt“, titelte die Tageszeitung am Sonntag zu ihrem bebilderten Aufmacher. Seit Tagen zeigen auch die türkischen Tageszeitungen auf ihren Titelseiten die Bilder aus Paris, die „Europa in Sorge“ (Milliyet) versetzen.

„Paris brennt“, titelte die Tageszeitung am Sonntag zu ihrem bebilderten Aufmacher. Seit Tagen zeigen auch die türkischen Tageszeitungen auf ihren Titelseiten die Bilder aus Paris, die „Europa in Sorge“ (Milliyet) versetzen. Dabei sind die Berichte relativ ausführlich. „Inzwischen hat sich Premierminister Dominique de Villepin nach dem Treffen mit seinen Ministern mit dem Vorsitzenden der Vereinigung der Muslime (CFCM), Halul Ebubekir, getroffen“, berichtete zum Beispiel die Türkiye. In der Hürriyet war zu lesen, dass der auf der Flucht vor der Polizei schwer verletzte Junge, der noch im Krankenhaus eine Aussage zu Protokoll gab, aus der Türkei stammt. Als einzige von den drei Blättern berichtet die auflagenstarke Zeitung mit einem eigenen Korrespondenten aus Paris.

Doch nicht nur wegen des türkischen Jungen berichten die türkischen Zeitungen so ausführlich über das Thema. In einem Kommentator der Milliyet wurde am Sonnabend die Sorge geäußert, dass der Aufruhr der jungen Migranten zur Stimmungsmache gegen den EU-Beitritt der Türkei benutzt werden könnte: „Wir hoffen, dass die Flammen in Paris gelöscht werden, noch bevor sie auf die Gegner des Türkei-Beitritts überspringen.“ Eine Autorin der Hürriyet stellte in ihrem Kommentar einen Zusammenhang zwischen den hitzig geführten Debatten in Frankreich über den EU-Kandidaten Türkei und die brennenden Autos her.

Am Sonntag schließlich wurden die Ereignisse in Frankreich auch mit der Situation der Migranten hier zu Lande in Verbindung gebracht. „Auch Deutschland ist in Sorge“, hieß es in einer Überschrift in der Türkiye zu einem Bild des brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm (CDU). Der hatte erklärt, dass Verhältnisse wie in Frankreich drohten, wenn es nicht gelinge, Zuwanderer besser zu integrieren und Jugendlichen eine Perspektive zu bieten. Die liberale Zeitung Milliyet spürte am Sonntag den Ursachen des Aufstands nach und berichtete über den Film „La Hain“, der auch in der Türkei gelaufen sein soll. Regisseur Mathieu Kassovitz zeigt darin 24 Stunden aus dem Leben von drei Jugendlichen in einer trostlosen Betontrabantenstadt an der Peripherie von Paris. Nachdem die jungen Männer von der Polizei verprügelt werden, kommt es im Viertel zur Revolte. „Der Inhalt des Films ist zur Wirklichkeit geworden“, hieß es der Milliyet.

Suzan Gülfirat

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