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Mit Spreeblick: Die "Ständige Vertretung" am Schiffbauerdamm in Mitte.

© Doris Spiekermann-Klaas

Update

Pilotprojekt im Bezirk Mitte: Acht Berliner Restaurants öffnen ab sofort ihre Innenbereiche

Vom „Borchardt“ bis zur „Ständigen Vertretung“: Mitte-Lokale testen die Innengastronomie. Die Öffnung draußen zu Pfingsten verlief für viele Wirte enttäuschend.

Die Inzidenz ist in den vergangenen Wochen stark gesunken, die Gastronomen in Berlin dürfen deshalb darauf hoffen, dass der Senat schon ab dem 4. Juni die Öffnung der Innenbereiche erlaubt. Acht Restaurants im Bezirk Mitte müssen nicht länger warten: Sie öffnen bereits ab diesem Sonnabend ihre Räumlichkeiten für Gäste - im Rahmen eines Modellprojekts.

Partner des Versuchs sind neben dem Bezirksamt Mitte auch die Senatswirtschaftsverwaltung, die IHK, des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga und das Diagnostiknetzwerk Berlin-Brandenburg. Letzteres deutet darauf hin, dass es um mehr geht, als nur Türen aufzuschließen und Stühle und Tische zurechtzurücken.

Zum Einsatz kommen soll ein "virtuelles Testzentrum": Voraussetzung für den Restaurantbesuch ist nämlich, dass sich die Gäste vorab in einem videobasierten Verfahren zu Hause selbst auf das Coronavirus testen. "Ziel des Pilotprojekts ist es, eine Perspektive für mögliche flächendeckende Öffnungen der Innengastronomie auch in pandemischen Lagen zu entwickeln und zeitgleich Mobilität von positiv getesteten Menschen durch das Heimtestverfahren zu unterbinden", hieß es dazu in einer Mitteilung der IHK.

Das Diagnostiknetzwerk hat dafür die Online-Plattform homedx.de eingerichtet. Wer ins Restaurant gehen möchte, muss sich vorher einen vom Paul-Ehrlich-Institut geprüften Schnelltest besorgen, sich unter app.homedx.de registrieren. Anschließend muss man sich mit Registrierungs-Token und Ausweis identifizieren und den Selbsttests vor der Smartphone-Kamera durchführen. Fachleute des Diagnostiknetzwerks prüfen dann die korrekte Durchführung, die Angaben zur Person und das Ergebnis und stellen das digitale Zertifikat aus.

Vorherige Reservierung erforderlich

Für den Restaurantbesuch in dem Pilotprojekt ist eine vorherige Reservierung erforderlich. Zudem müssen die teilnehmenden Betrieben die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln sowie eine Kontaktnachverfolgung, etwa über die Luca-App oder andere Systeme, sicherstellen.

Diese Restaurants in Mitte öffnen ab Sonnabend ihre Innenbereiche:

  • "Ausspanne", Kastanienallee 65
  • "Austernbank", Behrenstraße 42
  • "Borchardt", Französische Straße 47
  • "Das Caro Berlin", Caroline-Michaelis-Straße 1
  • "Joseph", Friedrichstraße 113
  • "Mani Restaurant", Torstraße 136
  • "Schnitzelei Mitte", Chausseestraße 8
  • "Ständige Vertretung", Schifferbauerdamm 8

Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei beteiligten Restaurants ergab am Samstagmittag allerdings, dass das Angebot zunächst nur ein verhaltenes Interesse bei den Gästen stieß.

Das Pilotprojekt ist zunächst bis zum 18. Juni 2021 angelegt, wie es in der Mitteilung der IHK heißt. Anschließend werde es durch das Institut für molekulare Diagnostik und Bioanalytik (IMDB), das an das Diagnostiknetzwerk Berlin-Brandenburg angeschlossen ist, wissenschaftlich ausgewertet. "Das Ergebnis der Validierung wird positiv bewertet, wenn in der Kohorte der Testteilnehmer keine höhere Inzidenz festgestellt wird als in der umgebenden Bevölkerung."

Auch das "Borchardt" zählt zu den Pilotbetrieben.
Auch das "Borchardt" zählt zu den Pilotbetrieben.

© Mike Wolff

Der 18. Juni ist nicht zufällig gewählt: Bislang ist der Termin für eine berlinweite Öffnung der Innenbereiche in der Gastronomie vorgesehen. Angesichts der stark gesunkenen Inzidenzen könnte der Senat jedoch am kommenden Dienstag beschließen, diese Lockerung schon auf den 4. Juni vorzuziehen. Das war am Freitag Thema in einer Telefonkonferenz des Senats.

Bürgermeister erhofft sich Alternative zu Teststellen

Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) zufolge soll das Pilotprojekt davon unabhängig zwei Fragen beantworten: "Kann eine onlinegestützte Validierung von Selbsttests eine verlässliche Alternative zu einem Besuch einer Test-to-go-Station darstellen und ist mit dem Besuch von Innenräumen von Restaurants ein höheres Infektionsrisiko verbunden, wenn alle Gäste einen negativen Schnelltest vorweisen können?" Diese Punkte seien "ganz entscheidend für eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung".

[Lesen Sie mehr: "Fake" vom Amt: Berliner Gesundheitsverwaltung sagt Impftermine ab, die gar nicht ausfallen sollten (T+)]

Das Berliner Tourismus- und Gastgewerbe benötige "dringend neue Perspektiven für weitere Öffnungsschritte", erklärte Jörg Nolte, Geschäftsführer Wirtschaft und Politik bei der IHK. Und Gerrit Buchhorn, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Dehoga Berlin, ergänzte: "Für die Außengastronomie erhoffe ich mir aber den schnellen Wegfall einer Testpflicht."

Pfingst-Öffnungen: Bei 68 Prozent Erwartungen nicht erfüllt

Die meisten Berliner Wirte sind nach einer Dehoga-Umfrage enttäuscht über die Öffnung der Außenbereiche über Pfingsten. Rund 68 Prozent der befragten Gastronomen berichteten, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Einige Wirte hatten die neuen Möglichkeiten erst gar nicht genutzt. Etwa ein Drittel (30,9 Prozent) der Gaststätten blieb geschlossen. „Hauptgrund dafür war, dass die Öffnung nicht kostendeckend erschien“, sagte Buchhorn. 80,3 Prozent gaben dies demnach als Begründung an.

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Am langen Pfingstwochenende hatten die Restaurants und Cafés erstmals nach monatelangen coronabedingten Schließungen wieder geöffnet. Viele Wirte machten jedoch nicht mit, weil sie die Kontrolle der für einen Besuch notwendigen negativen Corona-Tests nicht organisieren konnten. Trotz der Enttäuschung über das Pfingstgeschäft will eine große Mehrheit (91,8 Prozent) der Wirte in der Hauptstadt in Zukunft die Außenbereiche jedoch öffnen.

Der Dehoga hatte rund 240 Gaststätten in Berlin zu ihrem Geschäft am langen Pfingstwochenende befragt. Der Verband hofft nun auf weitere Öffnungen. „Wir müssen abwarten, was der Senat am Dienstag sagt“, sagte Buchhorn. „Bei der sinkenden Inzidenz und den steigenden Impfquoten spricht eigentlich nicht so viel dagegen.“ (mit dpa)

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