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Eine Straßenbahn fährt durch Oberschöneweide.

© imago/Jürgen Ritter

Planungspanne in Berliner Verkehrsverwaltung: Tram könnte doch über Marggraffbrücke fahren – auf Kosten des Autoverkehrs

Zwischen Baumschulenweg und Schöneweide könnte eine Tramlinie über die Spree führen. Ein Versäumnis der Verwaltung schien das eigentlich unmöglich zu machen.

Das Aus für die Tramverbindung über die Marggraffbrücke wegen einer Behördenpanne scheint abgewendet werden zu können – allerdings auf Kosten des Autoverkehrs. Die Straßenbahnlinie ließe sich nun doch über die Brücke zwischen den Treptow-Köpenicker Baumschulenweg und Schöneweide realisieren, sagte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne).

„Wir haben unverzüglich Gespräche mit dem Bund aufgenommen. Mit positivem Ergebnis: Auch über die neue Marggraffbrücke kann eine Straßenbahn führen.“ Ob dies letztlich tatsächlich so kommen werde, ließ die Senatorin offen. Dies hänge von der Entscheidung ab, welche Trassenführung die beste von Schöneweide zum Potsdamer Platz sei. 

„Die entsprechenden Untersuchungen zur Strecke werden wir im vorgesehenen Zeitrahmen durchführen. Es bleibt bei der geplanten Realisierung der Strecke bis zum Jahr 2035.“ Der Senat beschloss 2019 mit dem Nahverkehrsplan, eine Tramlinie vom Potsdamer Platz über die Sonnenallee bis nach Schöneweide zu führen. 

Experten und Politiker halten eine Streckenführung über die Marggraffbrücke zu diesem Zweck für die sinnvollste Lösung. Das allerdings drohte eine Planungspanne unmöglich zu machen. Bereits seit 2015 plant das Wasserstraßen-Neubauamt des Bundes einen Ersatzneubau der maroden Brücke. Die Verkehrsverwaltung vergaß jedoch, die Behörde 2019 über ihre Tram-Pläne zu informieren. 

Entsprechend sieht die Planung des Neubaus, der in diesem Sommer starten soll, bislang keine Vorhaltung für die Trasse vor. Die Beratungen zwischen Senatsverwaltung und Bundesbehörde hätten nun ergeben, dass dies „mit wenig zusätzlichem Aufwand möglich wäre“, teilte Jan Thomsen, Sprecher der Verkehrsverwaltung mit. Das Belastungsmodell der Brücke reiche dafür aus. Es seien nur „einige Ertüchtigungen „nötig“.

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Vor allem würde eine Umplanung aber nötig machen, dass der Autoverkehr Platz abgeben muss. „Ein Kfz-Streifen pro Richtung würde in diesem Fall für Straßenbahngleise entfallen“, sagte Thomsen. Statt aktuell drei gäbe es in Zukunft nur noch zwei Kfz-Spuren je Richtung. Dies würde also „kein Hindernis darstellen“, teilte Thomsen mit. „Insbesondere dann nicht, wenn das zusätzliche Tram-Angebot den Autoverkehr reduzieren hilft.“ 

Anders sieht es die FDP. „Es ist absurd, dass der Senat auf der Brücke, die bedarfsgerecht für den Autoverkehr geplant wurde, Fahrbahnen streichen will. Das führt zu unnötigen Staus“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion Felix Reifschneider. Für die Tram von Treptow-Köpenick über Neukölln zum Potsdamer Platz fehle „an vielen Stellen schlicht der Platz“.

Positiv reagierte der Berliner Fahrgastverband Igeb, der den Planungsfehler vergangene Woche öffentlich gemacht hatte. „Problem schnell anerkannt, Lösung gesucht, gute Lösung (offenbar) gefunden. Sehr schön“, schrieb der Verein auf Twitter.

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