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Plastikwannen, Kühltruhen, Bargeld : So sieht das Drogenlabor in Nauen von innen aus
Acht Tage lang räumten Spezialkräfte das riesige Drogenlabor in Nauen. Nun zeigen die Ermittler, wie es im Innern der Lagerhalle aussah – und wie die Partydrogen hergestellt wurden.
Stand:
Das Pulver, das man sich auf Partys durch die Nase zieht, liegt wie zusammengefegter Dreck auf einer Plane. Irgendwo zwischen einer Unmenge Müll, Kanistern, Plastikwannen und Kühlschränken. Das war der Anblick einer Lagerhalle in Nauen, die in den vergangenen acht Tagen von bis zu 150 Einsatzkräften mit hohem Aufwand geräumt wurde.
Ermittlerinnen und Ermittler von Zollfahndung, Bundespolizei, Landespolizei Brandenburg und vom Landeskriminalamt Berlin räumten das riesige Drogenlabor in den vergangenen acht Tagen aus – und so sahen sie dabei aus.

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Im Schutzanzug und Gasmaske in die „Chemie-Hölle“. Der Einsatz in der nach Chemikalien stinkenden Halle war nicht ungefährlich. Unterstützung kam vom Katastrophenschutz der freiwilligen Feuerwehren Havelland und Märkisch-Oderland, Chemikern des Bildungs- und Wissenschaftszentrums sowie dem Technischen Hilfswerk.

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Das Absprühen der Einsatzkräfte mit einem Hochdruckreiniger an einer Schleuse reichte nicht aus: Am Ende jeder Schicht galten alle Ganzkörperanzüge als kontaminiert und mussten entsorgt werden.
Mehr als eine Stunde lang hielten es die Kollegen in den Schutzanzügen nicht in der Halle aus, berichtet Christian Lanninger, Sprecher des Zollfahndungsamts Berlin-Brandenburg. Danach brauchten sie eine Pause von der „Drogenhölle“. Alle Schritte wurden dabei dokumentiert, damit sich niemand bei der Arbeit verletzen konnte.
Ungefähr 4000 Euro kostet laut Lanninger ein Schutzanzug der obersten Klasse in Orange. Die Luftqualität in der etwa 40 Meter langen Halle wurde ständig überwacht und entschied über die eingesetzte Ausrüstung. Nach der Schicht wurden alle Anzüge inklusive Gummistiefel entsorgt, eine teure Angelegenheit.

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Chaos auf 500 Quadratmetern. Kanister, Kühlgeräten und Abfall sind zu erkennen. Im Vordergrund trocknet auf einer Plane eine weißliche kristalline Substanz – das fertige Rauschgift.
Es handelt sich um die Amphetamine 3-CMC und 4-CMC, die chemisch eng verwandt sind mit 3-MMC und 4-MMC, besser bekannt als Mephedron. Dieses Zeug auf dem verdreckten Boden haben sich vermutlich auch in Berlin Leute durch die Nase gezogen. Die ekligen Umstände der Erzeugung, die man hier sieht, dürften dabei niemanden interessiert haben. Ob auch Ratten über die Drogenberge liefen?

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Die Person im blauen Schutzanzug schöpft die frisch auskristallisierte Droge aus einer Wanne und gießt sie in ein Sieb. Das war vor dem Abtransport nötig, um die Substanzen zu trennen.
Wir haben auch die Arbeit der Täter gemacht.
Christian Lanninger, Sprecher des Zollfahndungsamts Berlin-Brandenburg
In den Tagen der Räumung erhöhte sich die Menge der gefundenen Drogen auf insgesamt 400 Kilo. Christian Lanninger zufolge reifte ein Teil der Drogen noch in den Wannen aus und wurde abgeschöpft oder „geerntet“, so wie es auch die Täter machten. Einen weiteren Teil dieser Riesenmenge fand sich in einem Bungalow auf dem Gelände, in dem zwei der mutmaßlichen Drogenköche hausten.
Trotz der chaotischen Zustände und des nachlässigen Umgangs mit den gefährlichen Chemikalien soll sich das Team der Kriminellen immerhin mit Schutzmasken versorgt haben.

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Die Drogenproduktion hinterließ enorm viele Abfallsubstanzen. Ob die Täter sie zum Teil auch in Brandenburger Wälder gekippt haben, ist noch unbekannt. Dort werden häufiger illegale Müllkippen entdeckt.

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Abtransport. Spezialfirmen holten die Substanzen schließlich ab, nachdem ihre Zusammensetzung geklärt war. Zwölf Container wurden benötigt.

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So sieht die fertige Droge aus, die kiloweise verpackt in Tüten gefunden wurde. Vermutlich haben die Täter sie in diesem Zustand an Großdealer verkauft.
Endkonsumenten kennen die Droge eher in kleinen Tüten mit einem Gramm. Der Grammpreis auf dem Schwarzmarkt liegt laut Zoll bei etwa zwölf Euro. Bei den gefundenen 400 Kilo kann man von einem Straßenverkaufswert von 4,8 Millionen Euro ausgehen, wenn die Drogen grammweise verkauft worden wären.
Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen, ein 41-jähriger Pole und ein 50-jähriger Ukrainer. Es wird angenommen, dass erheblich mehr Personen an der Drogenproduktion in Nauen beteiligt waren. Die Ermittlungen dauern an. Für Einsatzleiter Henner Grote vom Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg ist es das „größte Labor, das ich in meiner über 30-jährigen Zeit bei der Drogenfahndung gesehen habe“.
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