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Update

Randale schon vor dem 1. Mai: Angriff auf Polizeiabschnitt 51

Unbekannte haben am frühen Montagmorgen den Polizeiabschnitt 51 in Friedrichshain angegriffen. Es flogen mehrere Brandsätze und Steine durch Fenster und Türen in das Gebäude. Die vermummten Täter flüchteten.

Zwei Meter hohe Stichflammen schossen neben dem Reinigungsmann hoch – in letzter Sekunde konnten Polizisten ihn in Sicherheit bringen. Drei Wochen vor dem 1. Mai haben Linksextremisten Montag um 5.35 Uhr drei Brandsätze auf die Friedrichshainer Polizeiwache geschleudert. Zwei zündeten in der Sicherheitsschleuse im Eingangsbereich, wo der Putzmann gerade kontrolliert wurde. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sprach von einem „geplanten Verbrechen“. Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte: „Die Hemmungslosigkeit, mit der hier ein Menschenleben gefährdet wurde, zeigt erneut, dass es in dieser Szene Kräfte gibt, die vor keinem Verbrechen zurückschrecken.“ Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz und eine Mordkommission sind eingeschaltet, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes. Der Gebäudereiniger erlitt einen Schock. Neben den drei Molotowcocktails wurden mehrere Pflastersteine und Farbflaschen gegen Fenster geworfen. Wegen der exponierten Lage – der Abschnitt 51 in der Wedekindstraße ist auch für die Liebigstraße zuständig – wurden bei der Sanierung des Gebäudes vor einem Jahr neben der Sicherheitsschleuse stabile Panzerglasscheiben eingebaut. Diese hielten selbst großen Pflastersteinen problemlos stand. Körting informierte sich am Nachmittag kurz persönlich am Ort des Anschlages.

Glietsch sagte, dass die vermummten Täter die Ankunft des 26-jährigen Reinigungsmannes „ausgenutzt“ hätten. Die sechs bis sieben Vermummten hatten vor dem Anschlag auf umliegenden Kreuzungen sogenannte Krähenfüße ausgestreut, um Polizeiautos an der Verfolgung zu hindern. Dem beherzten Wachleiter gelang es nach einem Sprung aus einem Parterrefenster einen der mit Fahrrädern Flüchtenden zu verfolgen und festzuhalten. Doch der Randalierer wehrte sich heftig und konnte sich wieder losreißen; der Wachleiter erlitt Abschürfungen und Prellungen an der Hüfte. Ein Bekennerschreiben lag bis Redaktionsschluss nicht vor. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter den Reiniger für einen Polizisten hielten. Um diese Uhrzeit ist Wachwechsel.

Dem Vernehmen nach warfen die Täter sogenannte „Club-Mollis“. Eine Bauanleitung für diesen „spurenarmen Molli“ hatte die linke Untergrundzeitschrift „Interim“ im vergangenen Jahr abgedruckt. Der „Molli“ gilt als spurenarm, weil er anders als Molotowcocktails ohne Lunte auskommt. Benutzt werden überwiegend Limo-Flaschen der Sorte „Club-Mate“. Die Staatsanwaltschaft hatte nach der Veröffentlichung linke Buchläden durchsuchen und Exemplare beschlagnahmen lassen. Mittlerweile findet sich die Anleitung im Internet.

Die Spurensicherung vor und in dem Gebäude dauerte Stunden, neben der Kriminaltechnik waren auch Sprengmittelexperten im Einsatz. Die Videokamera vor dem Eingang zeichnet keine Bilder auf und erfasst zudem aus Datenschutzgründen nicht den Gehweg, sagte ein Beamter. Zuletzt hatte es am 1. Januar einen Anschlag auf den Abschnitt 31 in der Brunnenstraße gegeben, auch dort flogen Pflastersteine und Brandsätze. Menschen waren jedoch nicht in Gefahr.  

Die jüngste Attacke lässt die Spannung im Präsidium vor dem 1. Mai steigen. Bislang sei die Mobilisierung eher gering gewesen, sagen Experten. Mit Interesse wird verfolgt, wie die Szene über die Route der krawallanfälligen „18-Uhr-Demo“ diskutiert. Die Veranstalter wollen durch Neukölln ziehen und am Südstern enden. Teile der Szene kritisieren dies als taktischen Fehler. Der Einsatzleiter am 1. Mai, Jürgen Klug, berichtete, dass mit den Anmeldern der Autonomen-Demo noch nicht gesprochen worden sei. Ab Mitte April werden 80 durch Straftaten aufgefallene Linksextremisten Hausbesuche bekommen – mit diesen sogenannten Gefährderansprachen will die Polizei signalisieren: „Wir kennen dich, wir haben ein Auge auf dich am 1. Mai“. Unklar ist, ob der Brandanschlag am Montagmorgen auf einen 100.000-Euro-Porsche in Dahlem politisch motiviert ist.

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