zum Hauptinhalt
Selbstbewusst. Arafat Abou-Chaker gab sich vor Gericht meist siegesgewiss.

© imago/Olaf Wagner

Update

Deutsch-arabische Clans in Berlin: Haftbefehl gegen Arafat Abou-Chaker aufgehoben

Seine Festnahme im Gerichtssaal war ein Coup, Arafat Abou-Chaker kam in Untersuchungshaft. Nun ist die Milieugröße frei. Staatsanwaltschaft prüft Beschwerde.

Der Haftbefehl gegen Arafat Abou-Chaker ist offenbar aufgehoben. Das bestätigten Justizkreise, zuerst hatte die B.Z. mit Verweis auf einen Anwalt des Verdächtigen berichtet. Arafat Abou-Chaker war vor zwei Wochen im Kriminalgericht Moabit verhaftet worden. Er saß seitdem in Untersuchungshaft. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft lautet: Verabredung zu einem Verbrechen, Anstiftung zur Entziehung Minderjähriger, schwere Körperverletzung, räuberische Erpressung und erpresserischer Menschenraub. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit die Einlegung einer Beschwerde.

Schon in den vergangenen Tagen hatten Juristen immer wieder vermutet, dass sich der Haftbefehl nicht halten lassen würde. Vorwürfe, ein Verdächtiger habe ein Verbrechen "bloß" geplant, seien ohnehin meist schwierig. Konkret soll sich der 42 Jahre alte Abou-Chaker an etwaigen Planungen beteiligt haben, Familienangehörige seines Ex-Geschäftspartners Bushido zu entführen. Rapper Bushido hatte sich 2018 von den Abou-Chakers getrennt.

Vor gut einer Woche war in Dänemark ein Bruder Arafats festgenommen worden. Er soll seine Frau, die auch seine Cousine ist, massiv bedroht haben: Yasser Abou-Chaker, 37, sitzt dort in Auslieferungshaft. Die Familie Abou-Chaker stammt aus dem Libanon, wobei die meisten Angehörigen seit Jahrzehnten in Berlin leben. Arafat Abou-Chaker ist in Berlin geboren. Sechs Jungen, drei Mädchen zogen dessen Eltern auf. Alle der Brüder sind beim Landeskriminalamt wegen diverser Delikte aktenkundig. Einer der Brüder sitzt derzeit wegen Gewalttaten in regulärer Haft.

Der Berliner Chef der Gewerkschaft der Polizei, Norbert Cioma, sagte zur Entscheidung des Haftrichters im Fall Arafat Abou-Chaker: "Es war jedem bewusst, dass Arafat Abou-Chaker vermutlich nicht bis zu einer möglichen Anklageerhebung in Untersuchungshaft bleiben wird und dennoch war es wichtig, dass er auch mal eine Zelle von innen gesehen hat. Dass der Haftbefehl jetzt aufgehoben wurde, bedeutet nicht das Ende der Ermittlungen. Wir sind uns sicher, dass die Staatsanwaltschaft engagiert dranbleibt."

Arafat Abou-Chaker war am Tag seiner Verhaftung wegen einer anderen Tat - Körperverletzung und Bedrohung - zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der Staatsanwalt hatte das Netto-Monatseinkommen Abou-Chakers auf 90.000 Euro geschätzt. Er gilt im Milieu deutsch-arabischer Clans als einschüchternde Szenegröße.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

+++

Zwölf Newsletter, zwölf Bezirke: Unsere Leute-Newsletter aus allen Berliner Bezirken können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de

Zur Startseite