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Die JVA in Berlin-Tegel.

© dpa/picture-alliance

Update

Ermittlungen wegen versuchter Vergewaltigung: Doppelmörder attackiert Gefängnis-Pfarrerin in Berlin

Gewalt im Knast ist alltäglich. In der JVA Tegel traf es ausgerechnet die evangelische Pfarrerin. Ein Doppelmörder attackierte sie in einem Büro. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchter Vergewaltigung.

Gewalt im Knast ist alltäglich. Doch in der JVA Tegel traf es nun ausgerechnet die Pfarrerin. Sie wurde am Montag, dem 6. Juli, von einem Häftling attackiert – der als „Oma-Mörder“ Schlagzeilen gemacht hatte. Die Gefängnisleitung bestätigte dem Tagesspiegel diese Information von Gefangenen. Die Pfarrerin sei bei der Attacke leicht verletzt worden, sagte ein Sprecher der JVA Tegel, die Polizei sei eingeschaltet worden. Dem Vernehmen nach hatte die Pfarrerin Raymond S. mit in ein Büro genommen, um mit ihm zu sprechen – ohne Begleitung durch Justizangestellte.

Dort soll S. die Frau attackiert haben, sie konnte jedoch noch Alarm über ihren „Pieper“ auslösen. Mitgefangene gehen davon aus, dass S. die 44-Jährige vergewaltigen wollte. Dies bestätigte nun die Staatsanwaltschaft. Es werde wegen versuchter Vergewaltigung ermittelt, sagte ein Sprecher nun dem Tagesspiegel. Die JVA-Leitung hatte zuvor nur von einem "Übergriff" gesprochen.

Die Empörung ist groß hinter Gittern, die Pfarrerin sei unantastbar, heißt es. Pfarrer sind beliebt bei den Gefangenen, da sie dort sich aussprechen können, ohne befürchten zu müssen, dass die Justiz davon erfährt; Pfarrer unterliegen der Schweigepflicht. Nach Angaben von Kirchen-Sprecherin Heike Krohn hat die Pfarrerin seit Anfang 2011 eine volle Stelle in Tegel.

„Gefängnisseelsorger sind immer wieder gefährdet, wenn sie mit Strafgefangenen zu tun haben, die auch Gewalttäter sind. Man weiß, dass ein tätlicher Angriff vorkommen kann und es kommt auch immer wieder einmal vor“, sagte Krohn. „Jeder Mörder ist mir grundsätzlich sympathisch“, hatte die Pfarrerin kürzlich einer Kirchenzeitung gesagt, und: „Warum sollten mir die Inhaftierten etwas antun?“

Raymond S. ist selbst in Tegel ein extremer Fall. Mehr als 30 Jahre hat der 51-Jährige hinter Gittern verbracht. Seit seinem 18. Lebensjahr war er nie länger als sechs Wochen am Stück legal in Freiheit, mehrfach entwich er aus der Psychiatrie. Zwischen Oktober 1998 und Juni 1999 überfiel er zahlreiche Rentnerinnen in ihren Wohnungen, mit „äußerster Brutalität“, so die Justiz.

Zwei 90-Jährige überlebten die Raubüberfälle nicht. Unter anderem das älteste Opfer, eine 96-Jährige, vergewaltigte er. 2000 wurde er zu lebenslanger Haft plus Sicherungsverwahrung verurteilt. Später standen die Ärzte vor Gericht, die Raymond S. Freigang gewährt hatten, obwohl er vielfach vorbestraft war.

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