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Gilt als Kampfhund: Der Pitbull.

© Archivfoto: Wikipedia

Update

Wedding: Polizei schießt 20 Mal auf Pitbull und trifft Menschen

Am Dienstagabend haben Polizisten beim Versuch, einen freilaufenden Pitbull zu erschießen, versehentlich eine Frau angeschossen und verletzt. Auch ein Beamter wurde von einem Querschläger getroffen.

Das Klingeln an der Tür einer Nachbarin hätte sie fast das Leben gekostet. Eine 30-jährige Frau aus der Markstraße in Wedding musste nach Angaben der Polizei am Dienstagabend notoperiert werden, nachdem sie von einem Pitbull attackiert worden war. Das Tier war durch die geöffnete Wohnungstür geschlüpft und hatte sich in ihren Oberschenkel verbissen. Die herbeigerufene Polizei konnte den Kampfhund zunächst nicht bändigen. Der Pitbull griff einen Beamten an. Daraufhin gaben dessen Kollegen nach Tagesspiegel-Informationen insgesamt 20 Schüsse auf das Tier ab. „Dabei kam es in dem engen Treppenhaus offenbar zu Querschlägern“, erklärte ein Sprecher. Die 30-Jährige, die sich hinter der Wohnungstür versteckt hielt, wurde durch die Tür hindurch am Oberarm getroffen. Einen der Polizisten streifte ein Querschläger am Hals.

Der zweijährige Kampfhund gehörte der Nachbarin, die aber nicht zu Hause war. Die Tür hatte ein Pärchen geöffnet, beide 25 Jahre alt. Dabei lief der Hund namens „Calito“ aus der Wohnung in den Flur und griff die 30-Jährige an. Das Pärchen und ein anderer Bewohner versuchten vergeblich, den Hund wegzuziehen.

Die Polizei ermittelt nun gegen die Hundehalterin wegen fahrlässiger Körperverletzung. Gegen einen Polizeibeamten wird wegen der abgeprallten Schüsse ermittelt. Ein Sprecher verteidigte das Vorgehen der Polizei: „20 Schuss, das klingt erst einmal viel. Doch ein Kampfhund ist nicht mit einem Schuss lahmgelegt. Er muss regelrecht kampfunfähig geschossen werden, denn er agiert so lange weiter, bis er verblutet.“ Die Beamten hätten aus Notwehr gehandelt. Es werde nicht grundsätzlich auf aggressive Hunde gefeuert.

In Berlin sind zehn Hunderassen als gefährlich gelistet. Meldepflichtig sind jedoch nur die Rassen Pitbull, Bullterrier, American Staffordshireterrier und Tosa Inu, wobei Letztere kaum verbreitet ist. Der Senat schätzt die Zahl registrierter Kampfhunde auf 7500. Ulrich Lindemann, Amtstierarzt von Mitte, hält diese Zahl jedoch für wenig aussagekräftig. „Die Dunkelziffer ist viel höher.“ Ob der erschossene Pitbull gemeldet war, wird nun geprüft. In sozial problematischen Gegenden von Wedding und Tiergarten würden Kampfhunde immer noch als Statussymbol gehalten, sagt Lindemann. Dass solche Hunde den Veterinärämtern gemeldet werden müssen, und der Halter seine Sachkunde und ein sauberes Führungszeugnis nachzuweisen hat, interessiere viele Besitzer nicht. „Freiwillig kommen die Leute selten zu uns.“

Die Polizei meldet dem Veterinäramt „verdächtige Hunde“ oder Staffordshirewelpen, die illegal in Wohnungen oder Kellern für den Verkauf gezüchtet würden. Eine andere Bezugsquelle für Kampfhunde sind laut Lindemann Händler in Polen. Bei der aktuellsten Bissstatistik von 2009 waren Pitbulls mit sechs Attacken vertreten.

Bereits in der Nacht zum Dienstag hatte es in Wedding einen Zwischenfall mit Kampfhunden gegeben. Ein Polizeibeamter, der gegen ein Uhr in der Afrikanischen Straße einen Streit zwischen einem 23-Jährigen und seiner 22-jährigen Freundin schlichten wollte, wurde von einem Rottweiler in den Unterarm gebissen. Sein Kollege wurde kurz darauf von einem American Staffordshire Terrier aus derselben Wohnung attackiert. Der Rottweiler war der Polizei bereits in der Vergangenheit aufgefallen, nun wurde er dem Veterinäramt übergeben.

Ende vergangenen Jahres war in Neukölln ein Kampfhund auf einem Spielplatz im Sinsheimer Weg erschossen worden. Das aggressive Tier lief frei herum. Anwohner alarmierten die Polizei. Als der Hund die Beamten nach deren Eintreffen attackierte, streckten Spezialisten das Tier mit einer Maschinenpistole nieder. (mit Tsp/dapd)

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