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© dpa

Prozess: Sido muss 14.000 Euro Strafe zahlen

Rapper Sido hat im Prozess um Bedrohung, Beleidung und versuchter gefährlicher Körperverletzung ein Teilgeständnis abgelegt. Nun wurde das Verfahren gegen Zahlung von 14.000 Euro eingestellt.

Gescheitelt und lächelnd saß er da, der Rapper mit dem Rüpel-Image. Zwei Verteidiger hatte der 28-jährige Sido, mit einem Song über das Märkische Viertel („Mein Block“) einst berühmt geworden, an seiner Seite. Sie sollten ihn herausholen aus der Sache mit dem heftigen Streit in einem Café in Friedrichshain, die gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten verhandelt wurde. Am Ende waren sich alle ganz einig und der Rapper 14 000 Euro ärmer, aber unbestraft.

Aus Sicht von Sido hat man sich „ein bisschen beleidigt, hin und her“. Er sei Rapper, „ich sage es gern überspitzt“. Angeklagt wurde er auch wegen Bedrohung und versuchter gefährlicher Körperverletzung. Todesdrohungen soll er ausgestoßen und Steine in Richtung einer gehbehinderten Rentnerin geworfen haben. Ein paar derbe Worte räumte er ein. So klinge der in der Anklage zitierte Satz „Mit der einen Krücke erschlag ich deine Mutter, die andere stecke ich dir in den A…“ sehr nach ihm. „Ich finde den amüsant und nicht beleidigend.“ Eine Steinattacke auf die Frau bestritt er vehement: „Ich war sauer und warf im Affekt zwar eine Handvoll Kieselsteine. Aber da war keine Frau in der Nähe.“

Die Szene spielte an einem frühen Nachmittag im August 2007 in der „Aroma-Bar“ in der Warschauer Straße und hatte eine längere Vorgeschichte: Ein banaler Streit um einen Parkplatz. Sido und seine Lebensgefährtin Doreen hatten sich an jenem Tag wieder einmal über Rüdiger B., einen 47-jährigen Kaufmann, geärgert. „Er parkte ständig die Garageneinfahrt zu“, behauptete Sido vor dem Richter. Und an jenem Tag habe er seiner Freundin eine Kusshand zugeworfen. „Ich wollte mit ihm reden.“ Doch B., der mit seiner Mutter nach einem Arztbesuch im Café saß, habe ihn provoziert und obendrein „hämisch gelacht“.

Sido wollte den Kontrahenten auf die Straße locken. „Ich nahm sein Handy und rannte raus.“ Vor der Tür stand – natürlich ganz zufällig – sein Bodyguard. Im Lokal lagen Scherben. Rüdiger B.: „Er hatte das Geschirr vom Tisch gefegt.“ Ob er den Rapper oder dessen Freundin auch beleidigt hatte? Der Zeuge verneinte. Und die Steine? Die 69-jährige Mutter des Kaufmanns sagte: „Er warf in meine Richtung.“ Doch warum kamen die taubeneigroßen Geschosse, die Sido vom Hof aus durch das offene Fenster fliegen ließ, erst Wochen später als mutmaßlicher Angriff zur Sprache? Auf ihren „Schock“ führten es Mutter und Sohn zurück. Schlüssig klang das aber nicht.

Der Rapper, der früher sein Gesicht hinter einer polierten Totenkopfmaske verbarg, nickte. Als wollte er sagen: „Seht ihr, ich sagte die reine Wahrheit.“ Ob das so ist, wurde nicht abschließend geklärt. Mit Zustimmung aller Prozessbeteiligten stellte der Richter das Verfahren gegen Zahlung von 14 000 Euro ein – 12 000 Euro an gemeinnützige Vereine, 2000 Euro an die Rentnerin. „So bin ich wenigstens raus aus der Sache“, zeigte sich Sido zufrieden.

Kerstin Gehrke

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