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Charlottenburg: Wegen eines Knöllchens verprügelt

Ein Ordnungsamt-Mitarbeiter schreibt Strafzettel – da schlägt der Autofahrer zu, würgt das Opfer und flüchtet. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf leben im Berliner Vergleich am gefährlichsten.

Ein Autofahrer hat am Samstagabend in Charlottenburg einen Mitarbeiter des bezirklichen Ordnungsamtes angegriffen und verletzt. Der etwa 25-Jährige begann zu toben, als die beiden Angestellten gegen 17.30 Uhr seinem Auto in der Pestalozzistraße gerade einen Strafzettel wegen Falschparkens hinter den Scheibenwischer geklemmt hatten. Wutentbrannt beleidigte er die Männer sofort, würgte einen mit beiden Händen und schlug dann zu. Einer der Angegriffenen erlitt eine stark blutende Kopfplatzwunde, die in einer Klinik verbunden werden musste. Sein Kollege blieb unverletzt.

Ungerührt setzte sich der Schläger anschließend in seinen Toyota und fuhr davon. Um sich nicht noch weiter in Gefahr zu bringen, versuchten die Ordnungsamtsmitarbeiter nichtt, die Flucht zu verhindern, sondern riefen die Polizei. Das Kennzeichen des Schlägers hatten sie ja bereits in ihrem tragbaren Knöllchen- Computer gespeichert. Den Täter beschrieben die Opfer als etwa 25 Jahre alt, von athletischer Gestalt und südeuropäischer Herkunft.

Ermittelt war der Täter bis zum Sonntagabend noch nicht. Denn am Auto waren sogenannte rote Kennzeichen montiert. Dies sind spezielle Nummernschilder für Kfz-Werkstätten und Autohäuser und dürfen nur für Überführungs- und Testfahrten verwendet werden. Rote Kennzeichen beginnen immer mit der Ziffernkombination 06, danach folgt eine fortlaufende Nummer der jeweiligen Werkstatt. Die Polizei wird sich als Nächstes an diesen Betrieb wenden und Einsicht in das Fahrtenbuch verlangen. Darin muss jede Nutzung eines Wagen mit rotem Kennzeichen protokolliert werden – mit Namen und Anschrift des Fahrers. Allerdings ist auch der Polizei aufgefallen, dass diese Kennzeichen oft abends vor allem an getunten Fahrzeugen mit jungen Fahrern zu sehen sind, ein offensichtlicher Missbrauch.

Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes von Charlottenburg-Wilmersdorf leben im Berliner Vergleich am gefährlichsten. In den Jahren 2005 bis 2007 wurden 22 von ihnen im Dienst verletzt. In Friedrichshain-Kreuzberg gab es 16 Verletzte, in den meisten Bezirken weniger als fünf.

Berlinweit wurden in diesen drei Jahren bei 243 registrierten Angriffen 80 Mitarbeiter verletzt. Dies geht aus einer Statistik der Innenverwaltung hervor. Die verletzten Mitarbeiter waren meist zwei bis drei Wochen krankgeschrieben. Von den ermittelten Tätern wurde einer für einen Angriff mit einer Bierflasche zu einer Haftstrafe von acht Monaten verurteilt. Alle anderen Verfahren endeten mit Geldstrafen oder Einstellung.

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