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Teilnehmer der Corona-Demonstration in Berlin am 1. August.

© imago images/Jochen Eckel

Polizei korrigiert Zahlen nach oben: Auf der ersten Corona-Demo in Berlin waren doch 30.000 Menschen

Nach den Protesten am 1. August war bisher von rund 20.000 Teilnehmern die Rede gewesen. Nun nennt die Polizei 30.000. Wie kommt die neue Einschätzung zustande?

Die Berliner Polizei hat die Teilnehmerzahlen der letzten Corona-Demonstration am 1. August nach oben korrigiert. Die Versammlungsbehörde der Polizei nennt in ihrer Verbotsverfügung für die kommenden Demonstrationen gegen die Corona-Politik nun die Zahl von 30.000 Demonstranten. So viele Menschen sollen damals auf der Abschlusskundgebung auf der Straße des 17. Juni teilgenommen haben – zuvor war immer von rund 20.000 Menschen die Rede gewesen.

Nach der Demonstration hatte es heftigen Streit um die Teilnehmerzahlen gegeben. Die Demonstranten warfen der Polizei vor, die Zahl bewusst niedrig anzusetzen. Die Organisatoren des Protests erklärten selbst, es seien 800.000 oder bis zu 1,3 Millionen Menschen auf der Demonstration gewesen. Beweise dafür gibt es keine – Tagesspiegel-Recherchen hatten zudem gezeigt, dass diese Zahlen praktisch nicht möglich waren.

Weil die Versammlungsbehörde nun doch von 30.000 Menschen ausgeht, werfen die Anwälte der Initiative „Querdenken 711“ der Polizei jetzt aber vor, die alte Demonstration gezielt größer zu rechnen, um das vorgesehene Gelände als zu eng für den Protest darzustellen. Der fehlende Platz auf dem Gelände war eines von vielen Argumenten, die zusammengenommen zum Verbotsbescheid geführt hatten.

Bereits vergangene Woche hatte die Senatsverwaltung für Inneres in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des AfD-Abgeordneten Hanno Bachmann von mehr als 20.000 Teilnehmern geschrieben.

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Die Verwaltung von Innensenator Andreas Geisel (SPD) soll laut des rechtsgerichteten Blattes „Junge Freiheit“ von „ungefähr 20.000 mit einer Varianz von mehreren Tausend Personen zusätzlich in der Spitze mehr“ geschrieben haben. Wie kommen diese neuen Zahlen zustande?

Führungsstab ordnete an, die Berechnungsgrundlage zu überprüfen

Auf Tagesspiegel-Anfrage bestätigt ein Polizeisprecher, dass eine Woche nach der Kundgebung vom Einsatzführungsstab der Polizei angeordnet wurde, die Berechnungsgrundlagen zu überprüfen. Dies sei aufgrund des hohen öffentlichen Interesses passiert.

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Es wurden Luftbildaufnahmen und frei zugängliche Fotos zum Beispiel von Pressefotografen ausgewertet. „Wir haben dann festgestellt, dass wir von 20.000 Teilnehmer plus einer möglichen Varianz von mehreren Tausend Teilnehmern ausgehen können“, sagte der Sprecher dem Tagesspiegel.

Die Versammlungsbehörde habe die „mögliche Varianz von mehreren Tausend Teilnehmern“ auf die ursprünglichen Zahlen nun draufgeschlagen. „Diese Varianz wurde durch die Versammlungsbehörde aufgerundet zu 30.000 Teilnehmern“, sagte der Sprecher.

Die Polizei hatte schon früh betont, dass es sich bei den Teilnehmerzahlen – wie üblich – um Schätzungen handelt. Es wurden etwa Übersichtsaufnahmen durch einen Hubschrauber gemacht.

In der Einsatzleitstelle hätten erfahrene Beamte aufgrund der Aufnahmen die Zahl der Teilnehmer geschätzt, sagte ein Polizeisprecher damals dem Tagesspiegel. Die Polizei erfasst die Teilnehmerzahlen grundsätzlich zur Einsatzplanung und um einen Überblick über Proteste zu bekommen.

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