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Berlin: Polizei sucht Besitzer: Pfandhaus-Beute wird ausgestellt

Kripo hofft, dass sich die Eigentümer melden Sechs Mitglieder einer jugoslawischen Bande festgenommen

Die wertvollen Stücke haben die Einbrecher längst zu Geld gemacht. Der Schmuck und die Uhren, die derzeit im fünften Stock des Landeskriminalamtes am Tempelhofer Damm 12 ausgestellt werden, sind die weniger kostbaren Stücke, die Einbrecher in den vergangenen zwei Jahren erbeuteten und horteten. Einen Teil des Diebesguts stellte die aus acht Kriminalisten aus Berlin und Brandenburg bestehende Gemeinsame Ermittlungsgruppe „Banjug“ (für Banden aus Jugoslawien) in Pfandleihen sicher. Die Täter hatten vorwiegend Uhren für Preise von 300 bis 500 Euro verpfändet – rund ein Drittel ihres Wertes. Die Pfandbelege dafür fanden die Ermittler bei den Festgenommenen.

Die wertvollsten Stücke sind Uhren der Schweizer Firmen Omega und TAG Heuer sowie einige Taschenuhren. Zwei Ikonen in einem Regal entpuppen sich schnell als plumpe Fälschungen: Obwohl auf der Rückseite ein vermeintliches „Gütesiegel“ klebt, wonach die Ikonen angeblich aus dem 15. Jahrhundert stammen. Aber die Heiligenbilder sind auf Pressspanplatten gemalt – ein deutliches Zeichen neuzeitlicher Herkunft.

Antiquitätenhändler Peer Denk hoffte, in der gestern eröffneten Ausstellung einiges von seinem Eigentum wiederzufinden, das in der Nacht zum 7. März aus seinem Geschäft am Kurfürstendamm gestohlen worden war. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, die er für sein Antiquitätengeschäft getroffen hat, drangen die Einbrecher ein, zerschlugen zwei Vitrinen und rafften zusammen, was ihnen in die Hände fiel. „Es dauerte kaum zwei Minuten“, sagte Denks Frau. Aber beide können unter dem Schmuck nichts von dem finden, was einst in ihrem Geschäft zum Kauf angeboten wurde. Finden sich die Eigentümer nicht, erhalten die Pfandleiher den Schmuck zurück, die ihn ja guten Gewissens angenommen haben. Dass sich die Verkäufer mit falschen Papieren auswiesen oder Strohmänner vorschickten, konnten sie nicht ahnen. Finden sich die Eigentümer, geht der Pfandleiher leer aus.

„Die wertvollen Schmuckstücke sind längst außer Landes gebracht oder wurden umgearbeitet“, sagte Kriminalhauptkommissar Roland Witting. Kuriere bringen Pakete mit der Beute nach Jugoslawien, dort verschwindet sie. Witting und seine Kollegen waren der straff organisierten Einbrecherbande in den vergangenen zwei Jahren auf der Spur. Sechs Täter konnten festgenommen werden. Aber damit ist die Bande längst nicht zerschlagen, denn an die Hintermänner gelangten die Ermittler bisher nicht. Die Handlanger, die die Einbrüche begehen, werden schnell ersetzt. Die Festgenommenen schweigen. Lediglich von einem Hehler weiß die Polizei einiges über die Organisation und die Vertriebswege der Bande.

Deren bevorzugtes Arbeitsgebiet ist der Stadtrand, vorwiegend die Gegenden mit Villen und Einfamilienhäusern im Umland. Mit Beginn der dunklen Jahreszeit steigt erfahrungsgemäß auch die Zahl der Einbrüche. Die Täter nutzen den frühen Einbruch der Dunkelheit am Nachmittag und die Tatsache, dass die meisten Hausbewohner zu diesem Zeitpunkt noch arbeiten. Im Bereich der Polizeidirektion 1 (Pankow, Reinickendorf, Wedding) beispielsweise wurde ein deutlicher Anstieg der Einbrüche festgestellt, während es in Zehlendorf und Spandau bisher noch keine Auffälligkeiten gab.

Die Schmuckausstellung im Landeskriminalamt ist bis zum 22. November geöffnet. Da der Raum sehr klein ist, können maximal zwei Personen gleichzeitig die Schmuckstücke betrachten. Besucher werden gebeten, sich anzumelden. Termine können unter den Telefonnummern 699 38 576 oder 699 38 659 vereinbart werden.weso

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