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Poller und Einbahnstraßen fürs Ausgehviertel: Der Berliner Ostkreuz-Kiez wird verkehrsberuhigt
Wenn es sich auf Warschauer Straße und Frankfurter Allee staut, weichen viele Autofahrer in die Nebenstraßen aus. Nun geht der Bezirk mit verschiedenen Maßnahmen dagegen vor.
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Der Berliner Ostkreuz-Kiez soll weitgehend vom Durchgangsverkehr befreit werden. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat dazu am Donnerstag ein Konzept vorgestellt, dessen Umsetzung möglichst noch 2024 beginnen soll.
Das Konzept sieht vor, die Nebenstraßen in dem Gebiet nordwestlich des Ostkreuzes durch eine Kombination aus gegenläufigen Einbahnregelungen, Pollersperren und Fußgängerbereichen so umzugestalten, dass Anlieger ihre Ziele weiter unkompliziert erreichen, aber durchfahrende Autos keine direkten Schleichwege mehr nutzen können, um beispielsweise den Stau auf der Warschauer Straße zu umfahren.
Der von Warschauer Straße, Frankfurter Allee und den Bahntrassen am Ostkreuz begrenzte Altbaukiez wurde für die Planung in drei Gebiete aufgeteilt. Im nördlichen, zwischen der Boxhagener Straße und der Frankfurter Allee, ist der Handlungsbedarf nach Auskunft von Verkehrsstadträtin Annika Gerold (Grüne) am größten, weil dort der stärkste Durchgangsverkehr herrsche und die meisten Unfälle passierten. Das gelte speziell für die Niederbarnimstraße, die an der Boxhagener Straße eine Pollersperre erhalten soll, durch die nur Radfahrer, Rettungsfahrzeuge und bei Bedarf Ersatzbusse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) durchkommen.

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Die südlich anschließende Kneipenmeile Simon-Dach-Straße wird auf weiteren Abschnitten zur Einbahnstraße. Das ist ganz oder teilweise auch für Libauer, Mainzer, Weser-, Colbe-, Jessner-, Modersohn-, Gärtner-, Kinzig-, Scharnweber- und Finowstraße geplant.
Bei dem Konzept wurde nach Auskunft von Gerold strikt darauf geachtet, die geplante Anbindung des Ostkreuzes durch die Straßenbahn nicht zu erschweren. Der Straßenzug Modersohn- und Gärtnerstraße soll als Fahrradstraße ausgewiesen werden.
Vorausgegangen waren Verkehrserhebungen, Abstimmungen mit Polizei, Feuerwehr, Stadtreinigung und BVG sowie mehrere Bürgerbeteiligungsverfahren und „Kurzgespräche mit Gewerbetreibenden“. Mit denen will sich das Bezirksamt erneut abstimmen, wenn es um Details etwa zum Lieferverkehr geht. Die Resonanz der Online-Bürgerbeteiligung sei mit mehr als 600 Beiträgen und fast 300 Kommentaren ungewöhnlich groß und zu 94 Prozent positiv gewesen, sagte Gerold.
Vor den Grundschulen im Kiez werden „Schulzonen“ eingerichtet
Vor den vier Grundschulen im Kiez sollen „Schulzonen“ eingerichtet werden, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen. Die konkrete Gestaltung steht nach Auskunft des Bezirksamtes noch nicht fest. Fußgängerzonen sind auf kurzen Abschnitten von Krossener, Scharnweber-, Oder- und Jessnerstraße geplant. Das Bezirksamt habe vor sechs Monaten beim Senat außerdem Geld für Maßnahmen zur Schulwegsicherheit beantragt, sagte Gerold, aber „wir haben noch keine Rückmeldung“.
Auch für die Vorhaben im Nebenstraßennetz ist zwar der Bezirk zuständig, aber auf Geld vom Senat angewiesen. Die Umsetzung der Pläne hängt auch davon ab, wie viel Geld wann zur Verfügung steht. Für die Maßnahmen im Nordteil des Kiezes sind nach Auskunft des Bezirksamts ungefähr 150.000 Euro avisiert. Ohne frühen Wintereinbruch könnten die Bauarbeiten noch in diesem Jahr beginnen.
Die anderen beiden Teilgebiete sollen im nächsten Jahr folgen, sofern Geld fließt. Zwar stehe Verkehrsberuhigung von Wohnstraßen auch im Koalitionsvertrag, aber die CDU-geführte Verkehrsverwaltung hat nach Auskunft von Gerold noch keine Mittel dafür zugesagt.
Ob die Vorhaben die Situation im Kiez tatsächlich verbessern oder möglicherweise neue Probleme schaffen, soll eine laut Bezirksamt bereits beauftragte Nachher-Evaluation klären.
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