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Am Winzerberg in Potsdam kann endlich wieder zur Weinverkostungen geladen werden.

© Andreas Klaer

Potsdam: Wiedereröffnung des Potsdamer Winzerbergs

Am Sonnabend empfängt der Winzerberg nach 13 Jahren Sanierung wieder Gäste. Zur Feier des Tages tritt das Filmorchester Babelsberg auf - bei freiem Eintritt.

Zum Tag des offenen Denkmals wird am Sonnabend in Potsdam der Winzerberg nach 13 Jahren aufwendiger Sanierung wiedereröffnet. Seit Oktober 2004 haben ehrenamtliche Helfer mit Unterstützung von Firmen und Einrichtungen und mit privaten Spenden in Potsdam das verfallene Areal gegenüber dem Park Sanssouci wieder hergerichtet.

Seit 2014 wachsen an dem Berg wieder Weinreben. Zur feierlichen Wiedereröffnung am heutigen Sonnabend spielt das Filmorchester Babelsberg (Einlass ab 18 Uhr, Beginn 19 Uhr, Eintritt frei). Am Sonntag finden von 11 bis 18 Uhr Führungen am Berg statt. Wir haben mit Roland Schulze vom Bauverein Winzerberg gesprochen, der die Sanierungsarbeiten als Bauingenieur von Anfang an begleitet hat.

Herr Schulze, im April haben Sie noch Helfer zum Einsetzen der 6000 Glasscheiben für die Pflanzterrassen gesucht. Jetzt wird der restaurierte Winzerberg offiziell eröffnet. Ist alles fertig?

Nein, ein paar Details fehlen noch. Aber wir sind trotzdem überglücklich, weil die Aktion Scheibenpaten, die vor zehn Jahren begann, jetzt so erfolgreich zu Ende geht. Wir wussten auf dem langen Weg manchmal nicht immer genau, wie wir es schaffen würden. Aber wir waren sicher, dass wir eines Tages am Ziel ankommen würden.

Wir haben jetzt einen professionellen Glaser, der zurzeit eine Gruppe von 20 motivierten Laien anlernt. Die Scheiben müssen ja auch alle graviert werden. Es ist sehr spannend zu lesen, was die Paten da so draufschreiben lassen. Bis Jahresende sollen von den insgesamt 6000 Scheiben dann 600 eingesetzt sein, 400 sind jetzt schon drin. Wir sind im Plan.

Der Wein wächst aber jetzt schon.

Ja, seit fünf Jahren. Der Wein bräuchte die Scheiben eigentlich nicht. Aber es gehört zur ursprünglichen Ausstattung. Der König wollte einfach eher als alle anderen seinen Wein und sein Obst ernten.

Wie war das Weinjahr 2018 auf dem Berg?

Wir haben Wein ohne Ende. Aber die späten Sorten sind noch nicht ganz erntereif. Eine Kleinigkeit zum Kosten wird es am Wochenende geben, Traubensaft, Gemüse, Kräuter, alles, was in den Beeten auf den Terrassen wächst.

Hat die Trockenheit dem Winzerberg zugesetzt?

Nein, denn die Mitglieder der Gruppe Grün haben fast täglich gegossen, mit unserem eigenen Brunnenwasser. Es kamen auch viele spontane Helfer dazu. Das ist das Schöne an dem Projekt, dass immer neue Menschen mitmachen, aus allen Alters- und Berufsgruppen. Ich glaube, das war auch der eigentliche Grund dafür, dass der Verein 2016 mit dem Brandenburgischen Denkmalpflegepreis und dem Bundespreis und dieses Jahr mit dem Europa-Nostra-Preis für den Bereich Denkmalpflege und Restaurierung ausgezeichnet wurde.

Nicht für handwerklich perfekte Arbeit, sondern weil wir vielen Leuten die Chance gegeben haben, sich einzubringen, und sie so ihre eigenen kleinen Erfolge erleben konnten. Es geht bei unserer Arbeit nie darum, alles zu 100 Prozent perfekt zu liefern. Aber dafür dürfen bei uns immer alle mitmachen.

Sie schätzen, dass etwa 1700 Menschen am Projekt Winzerberg mitgearbeitet haben oder es noch tun. Was macht gemeinschaftliches Engagement mit den Menschen in Bezug auf die Wahrnehmung ihrer Stadt?

Es ist zunächst die Erfahrung, dass man etwas schafft, was bleibt und was einem selbst und anderen Freude bereitet. Man wird vielleicht auch sensibler gegenüber der Geschichte der Stadt. Man wird auch offener gegenüber anderen, und weniger dogmatisch, wenn es um das große Ganze dieser Stadt geht.

Am Samstag wird das Filmorchester Babelsberg spielen. Wie ist die Akustik?

Es wird auf jeden Fall schön. Das Orchester bringt Erfahrung und gute Technik mit, wir liefern die wunderschöne Atmosphäre, die Stadt Potsdam hat den Abend finanziell kräftig unterstützt. Wir wollen uns mit dem Konzert bei allen Helfern bedanken und die Stadt dazu einladen.

Wenn der Berg nun bald fertig ist – was machen Sie und der Verein als Nächstes?

Der Berg wird nie fertig. Als Nächstes kümmern wir uns um die Einfriedung, die Flüsterbänke, die Brunnen-Konche neben dem Triumphtor. Dazu kommt die dauerhafte Pflege und Wartung rund um den Winzerberg.

Roland Schulze, 60, Diplom-Bauingenieur, ist Inhaber einer Firma für Baudenkmalpflege und hat die Sanierung des Winzerbergs von Anfang an begleitet.

Das Interview führte Steffi Pyanoe.

Steffi Pyanoe

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