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Nach der Veröffentlichung der Pressemitteilung erntet die Stadt Cottbus viel Kritik.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Streit in Cottbus: Pressemitteilung zu Messerattacke macht Ärger

Bei einem Streit in der Neujahrsnacht sticht ein Mann auf einen Schlichter ein. Die Stadt Cottbus reagiert mit drastischen Worten - und verteidigt sich jetzt.

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Stadtsprecher Jan Gloßmann wirkt nachdenklich. „Zugegeben, die Wortwahl war drastisch und auch einer gewissen Emotionalität entsprungen“, sagte er am Mittwochabend dem Tagesspiegel: „Aber wenn man sich viele Wochen lang um ein friedliches Miteinander bemüht, dann ist man eben enttäuscht, wenn so ein einziger Vorfall alle diese Anstrengungen wieder zunichte macht.“

Der Vorfall trug sich nach bisherigen Ermittlungen in der Neujahrsnacht gegen 3.45 Uhr zu. Am Stadtbrunnen gerieten mehrere Personen in Streit, andere wollten schlichten, darunter ein 28-Jähriger, der dabei von einem, wie es in der ersten Polizeimeldung hieß, „unbekannten Ausländer“ mit Messerstichen attackiert und lebensgefährlich verletzt wurde.

"ein Ticket in die Heimat"

Daraufhin hatte die Stadt eine Mitteilung herausgegeben, in der es unter anderem hieß: „Diese Tat ist – wie die vorhergehenden auch – abstoßend und durch nichts zu entschuldigen. Unser Mitgefühl gehört dem Geschädigten, für den im CTK (Carl-Thiem-Klinikum, d. Red.) alles Notwendige getan wird. Aber auch wenn das die Ungeduld vieler sicher nicht befriedigt: Zunächst müssen Hergang und Hintergründe aufgeklärt und der oder die Täter gefunden werden, damit die Justiz zum Zuge kommen kann. (…) Sollte der oder die Täter hier noch ein Gastrecht genießen und kein unbeschriebenes Blatt sein, werden wir nicht zögern, ihm oder ihnen klarzumachen, dass er oder sie ein Ticket in die Heimat zu lösen haben. Wir hoffen, dass die rechtsstaatlichen Instanzen schnell und kompromisslos entscheiden. Wir lassen unsere Stadt nicht durch Typen beschädigen, die sich nicht benehmen können und denken, Konflikte auf diese Art lösen zu können.“

Ob straffällige Ausländer ihr Aufenthaltsrecht einbüßen, ist an Voraussetzungen geknüpft, über die Gerichte zu entscheiden haben, kein übermotivierter/-forderter Stadtsprecher und auch kein rechter Online-Mob.

schreibt NutzerIn mogberlin

Entrüstung in den sozialen Medien

Besonders der letzte Absatz löste in sozialen Medien wie Twitter und Facebook einen Sturm der Entrüstung aus. Nutzer sahen in den Formulierungen eine Nähe zu rechtsradikalem Gedankengut. Die linke Landtagsabgeordnete Andrea Johlige forderte den Cottbuser Pressesprecher auf, den Inhalt aus dem Netz zu nehmen oder zu überarbeiten.

Am Mittwochnachmittag reagierte die Stadt und stellte eine Erklärung vor die umstrittene Mitteilung: „Grundsätzlich wollen wir klarstellen, dass wir gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Stadt sind. Jeder, der in unserer Stadt leben möchte, soll sich hier wohl und aufgenommen fühlen. Aber wir verurteilen auch jede Gewalttat, unabhängig davon, wer als Tatverdächtiger ermittelt wird. Jeder, der Gesetze missachtet und Straftaten begeht – ganz gleich welcher Herkunft – muss entsprechend die rechtlichen Konsequenzen in Kauf nehmen.“

Man habe die Erklärung auch deshalb modifiziert, weil die Polizei inzwischen von einem „mutmaßlichen Tatverdächtigen mit südländischem Aussehen“ spricht, sagte Gloßmann. Der 28-jährige Streitschlichter ist außer Lebensgefahr.

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