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Gideon Joffe (l) und Raed Saleh stellen einen Entwurf zum Wiederaufbau der Synagoge vor.

© Gregor Fischer/dpa

Kuratorium vorgestellt: Prominente unterstützen Synagogenbau am Kreuzberger Fraenkelufer

SPD-Fraktionschef Raed Saleh hat namhafte Unterstützer für den geplanten Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer gefunden. Geplant ist ein vielfältig nutzbares Gemeindezentrum.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Für seine Idee, die Synagoge am Kreuzberger Fraenkelufer wieder aufzubauen, hat der SPD-Fraktionschef Raed Saleh namhafte und einflussreiche Unterstützer gefunden. Dem Kuratorium, das sich im Frühherbst konstituieren wird, gehören unter anderem an: Die Verlegerin Friede Springer, der Regierende Bürgermeister Michael Müller, der frühere Hamburger Bürgermeister Ole von Beust, der ehemalige Partei- und Fraktionschef der Linken, Gregor Gysi, und der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Eric Schweitzer. Aber auch die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann.

Saleh sprach von einem überparteilichen Projekt, das von breiten Schultern getragen werde. Auch die großen Religionsgemeinschaften sind im Kuratorium vertreten – mit Gideon Joffe, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, der Politologin Pinar Cetin, die im Vorstand der Deutschen Islam Akademie sitzt, sowie Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche, die noch benannt werden müssen. Aber auch Antony Colmann, ein Nachkomme des Architekten Alexander Beer, der die von Nazis und Kriegsbomben zerstörte Synagoge entwarf, unterstützt das Projekt.

Von dem einst prächtigen, dreischiffigen Bau in neoklassizistischem Stil, der 2.000 Gläubigen Platz bot, blieb nur ein Seitenflügel übrig, der seit der Wiedereinweihung 1959 der Jüdischen Gemeinde erneut als Synagoge dient. Nina Peretz, die Vorsitzende der Fraenkelufer-Gemeinde, geht davon aus, dass der 1916 eröffnete Bau nicht im Original restauriert wird.

Geplant ist ein Gemeindezentrum

Ein Architektenwettbewerb unter Beteiligung der Gemeinde soll klären, was sinnvoll ist. Geplant sei kein reines Gotteshaus, sondern ein vielfältig nutzbares Gemeindezentrum für Bildungs- und Kulturveranstaltungen, als Familien- und Jugendtreff, als Nachbarschaftszentrum und Bibliothek. Vielleicht ergänzt durch ein koscheres Café.

„Ich bin froh, dass ich das Gesicht der Muslime bei dieser Initiative sein darf“, sagte Pinar Cetin am Dienstag. Berlin lebe von seiner Vielfalt und gerade junge Leute unterschiedlicher Herkunft seien am besten durch gemeinschaftliches Handeln zusammen zu bringen.

Am 9. November 2018 jährt sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal. Ob es bis dahin schon möglich ist, ein sichtbares Zeichen für den Wiederaufbau der Synagoge zu setzen, wird man sehen. Das Grundstück gehört dem Land Berlin, das ist eine günstige Voraussetzung. Es muss noch ein Träger für das Projekt gegründet und die Finanzierung geklärt werden. Saleh hofft auf spendenwillige Unterstützer, aber auch der Bund und das Land sollten finanzielle Verantwortung tragen.

Als die Synagoge am 17. September 1916 im Beisein der politischen und militärischen Elite Berlins feierlich eingeweiht wurde, sagte der Gemeindevorstand Wilhelm Feilchenfeld: Die Errichtung des neuen Gotteshauses sei durch das unaufhörliche Wachstum der jüdischen Bevölkerung in diesem Teil der Stadt notwendig geworden.

„Glücklicherweise ist es gelungen, den Bau trotz des Weltkrieges ohne Unfall zu vollenden.“ Über zwei Jahrzehnte später zerstörten das NS-Regime und der Krieg dieses Glück. Heute lebt die wachsende Gemeinde am Fraenkelufer wieder von vielen jungen, engagierten Gemeindemitgliedern.

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