
© WISTA.Plan/René Legrand
Schlamm und Wurzeln statt ausgebauter Wege: Warum die Radbrücke über das Berliner Adlergestell für Radfahrer nichts taugt
Die Hilde-Archenhold-Brücke über das Adlergestell in Treptow sollte eine Ost-West-Verbindung für Radfahrer werden. Doch sie funktioniert nur für Fußgänger.
Stand:
Im vergangenen November wurde eine neue Fußgänger- und Radbrücke über das vierspurige Adlergestell und die parallel verlaufende Bahnstrecke feierlich eröffnet. Darauf hatten sich viele Südost-Berliner jahrelang gefreut – endlich eine Fahrrad-Verbindung jenseits des staubigen, lauten und gefährlichen Autoverkehrs von Neukölln nach Köpenick. Oder umgekehrt.
Doch die Freude endet spätestens an der Köllnischen Heide. Durch dieses Waldgebiet sollte die Fahrradroute führen, allerdings fehlen Hinweisschilder und vor allem passable Wege. Bei Nässe gibt es Pfützen und Schlamm, bei Trockenheit Wurzeln und Schlaglöcher.
„Gemäß dem bezirklichen Radwegekonzept soll diese Strecke über das Adlergestell geführt und anschließend durch die Köllnische Heide bis zur Oberspreestraße verlaufen“, erklärt das Bezirksamt von Treptow-Köpenick auf Nachfrage. „Der Weg durch den Wald wurde nicht befestigt, da dies seitens der Berliner Forsten abgelehnt wurde.“
Die Berliner Forsten sind offenbar eine sehr mächtige Behörde. Der Wald muss in Zeiten des Klimawandels vor Eingriffen geschützt werden, doch wäre der Flurschaden bei einem Radweg überschaubar. Ganz im Gegensatz zu geplanten Straßen-Neubauten wie der Tangentialverbindung Ost (TVO) durch die benachbarte Wuhlheide.
Eine Alternativroute zur Köllnischen Heide führt über einen eigens ausgebauten Radweg südlich der Brücke bis zur Neltestraße, aber auch hier endet der Ausbau. Weiter geht es auf alten Kopfsteinpflasterstraßen durch die Wohnsiedlung. Hinweisschilder fehlen komplett.

© Stefan Jacobs
Der Bezirk teilt mit, die „Beschilderung der neuen Fuß- und Radwegeverbindung als Bestandteil vom Teltower Dörferweg“ werde von der Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt veranlasst und solle noch in diesem Jahr erfolgen.
Die Senatsverwaltung dementiert. Man könne ja keine Fahrradwege ausschildern, die nicht sicher befahrbar sind, erklärt eine Sprecherin. Im Übrigen sei der Teltower Dörferweg kein Fahrradweg, sondern nur ein Wanderweg. „Die Anbindung des Rad-Vorrangnetzes, das auf dem Adlergestell verläuft, ist durch den Brückenneubau bereits gegeben.“

© Stefan Jacobs
Dumm nur, dass die Brücke nur auf die östliche Seite des Adlergestells führt. Wer weiter stadtauswärts fahren möchte, befindet sich auf der falschen Straßenseite. Die nächste Ampel zur sicheren Querung der viel befahrenen Straße ist 800 Meter entfernt.
Damit ist die Brücke zumindest für den Radverkehr nur von eingeschränktem Wert. Das Bauwerk kostete 13,5 Millionen Euro und ist eine Ausgleichsmaßnahme für die Bebauung der sogenannten Gleislinse, eines ehemaligen Bahngeländes, auf dem Gewerbe- und Büroflächen entstehen. 90 Garagen wurden unter dem Protest der Mieter für die östliche Brückenrampe abgerissen.
Es gebe weiterhin Gespräche mit den Forsten, ob und wie Radwege durch die Köllnische Heide gestaltet werden könnten, erklärt die Senatsverwaltung. „Natürlich werden die Bedenken der Forsten ernst genommen und so wird auch geprüft, ob eventuell eine Umfahrung möglich ist.“
Der Fahrradclub ADFC wünscht sich eine Verbindung von der Archenhold-Brücke zur geplanten Spreebrücke zwischen Nieder- und Oberschöneweide zur Anbindung des Gewerbequartiers Behrens-Ufer. Auch dafür wäre eine Radroute durch den Wald erforderlich.
„Die Absicht der Brückenplanung liegt circa 20 Jahre zurück und in dieser Zeit ging es nicht um überregionale Gedanken“, erklärt ADFC-Bezirkssprecher Andreas Paul, „es ging um Ausgleichsmaßnahmen und die Verbindung der Gleislinse mit der Köllnischen Heide“.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: