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Wirtschaftssenatorin Ramona Pop hat gemeinsam mit dem Regierenden einen Brief an die Karstadt-Eigentümer verfasst.

© Jörg Carstensen/dpa

Update

Hoffnung für Karstadt in Berlin?: Ramona Pop „vorsichtig optimistisch, dass nicht alles auf der Liste geschlossen wird“

Wirtschaftsausschuss bespricht Karstadt-Schließungen. Regierender Bürgermeister und Wirtschaftssenatorin suchen mit Eigentümern Lösungen.

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Gibt es doch noch Hoffnung für die von der Schließung bedrohten Karstadt- und Galeria Kaufhof-Filialen in Berlin? Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) haben am Montag in einem Videocall mit den Eigentümern der betroffenen Häuser über Möglichkeiten verhandelt, wie die Kaufhäuser weitergeführt werden können.

Ramona Pop sagte dem Tagesspiegel: „Heute haben wir in einem ersten Gespräch Möglichkeiten ausgelotet, um Schließungen zu verhindern. Priorität hat die Rettung von Arbeitsplätzen und der Standorte, insbesondere dort, wo Galeria Karstadt Kaufhof eine Ankerfunktion für die jeweilige Geschäftsstraße beziehungsweise den Kiez hat.“

Ein gutes Zeichen sei, dass die Eigentümer für die Häuser, beziehungsweise Filialen, eine positive Fortführungsperspektive sähen. „Daher erwarten wir, dass der Gesprächsfaden zwischen der Karstadt/Kaufhof-Betreibergesellschaft und den Vermietern nicht abreißt.

Die Probleme der Kaufhäuser sind leider nicht nur durch Corona bedingt. Auch wenn wir hoffentlich gemeinsam kurzfristige Lösungen erwirken, müssen neue, attraktive Zukunftskonzepte für die Kaufhäuser entwickelt werden“, sagte Pop.

Nachdem vergangene Woche bekannt geworden war, dass in Berlin sechs Karstadt/Kaufhof-Filialen geschlossen werden sollen, hatten Müller und Pop einen Brief mit Gesprächsangeboten an die Eigentümer der Karstadt-Immobilien geschickt.

Traditionsstandort in der Müllerstraße soll schließen

Auf diesen habe es positive Resonanz gegeben, sagte ein Sprecher der Wirtschaftssenatorin. Daraufhin sei das Gespräch am Montag per Videoschalte zustande gekommen. Es werde weiter nach Lösungen gesucht, wie man für die Karstadt-Standorte sichern und die Arbeitsplätze erhalten kann. Für die betroffenen Kieze wäre ein drohender Leerstand fatal, hieß es in der Wirtschaftsverwaltung.

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Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hatte angekündigt bundesweit 62 Filialen zu schließen. Auch in Berlin sollen sechs der elf Standorte schließen – darunter der Traditionsstandort Müllerstraße und die Filiale im Ringcenter an der Frankfurter Allee oder am Tempelhofer Damm in Tempelhof. Ein harter Schlag für die etwa 1000 Beschäftigten – fast 70 Prozent davon Frauen.

Ramona Pop sei dazu bereits mit den Gewerkschaften, dem Handelsverband, den Bürgermeistern der betroffenen Bezirke, dem Generalbevollmächtigten von Karstadt und der Bundesagentur für Arbeit im Austausch, sagte ihr Sprecher.

FDP: Initiative für die Erhaltung der Karstadt-Standorte kommt zu spät

In einer Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses im Abgeordnetenhaus legte die Senatorin nach: „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass nicht alles geschlossen wird, das auf der Liste steht.“ Weitere Gespräche würden folgen, es sei „durchaus Bewegung drin“. 

Anfang September, nach der parlamentarischen Sommerpause, sollen im Stadtentwicklungsausschuss des Landesparlaments Vertreter des Signa-Konzerns angehört werden, kündigte der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz am Montag an.

Dabei gehe es vor allem um die Zukunftssicherung zentraler Standorte, etwa am Neuköllner Hermannplatz und am Alexanderplatz. Wobei die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg signalisierte, dass ihre Partei es besser fände, wenn Konzernchef René Benko nicht eine Milliarde in den Komplettumbau des Kaufhauses am Hermannplatz, „sondern in die Sicherung von Arbeitsplätzen investiert.“

Für den FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja kommt die Senatsinitiative für die Erhaltung der Karstadt-Standorte in Berlin zu spät. Die Probleme der Warenhäuser seien seit Jahren bekannt. Ohnehin lege Rot-Rot-Grün mehr Wert darauf, durch die Verkehrspolitik der Koalition die „Bedingungen für den Standorthandel“ zu verschlechtern. 

Der CDU-Wirtschaftsexperte Christian Gräff sieht die Gefahr, dass mit den Warenhäusern tausende Arbeitsplätze im Einzelhandel in den betroffenen Einkaufsstraßen abhanden kommen. „Wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass in den Karstadt-Immobilien hauptsächlich Büros und Luxuswohnungen entstehen, wir müssen den Einzelhandel stärken“. 

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