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Falsche Botschaft. Beim DFB-Pokalfinale soll es deshalb zunächst keine Bierduschen geben.

© dpa

Bier, Fast Food und Co. in den Stadien: Rant zum Pokalfinale: Dickmacher raus!

Der Sport soll die Menschen gesünder machen. Doch solange Alkohol, Chips und Süßkram allein wegen der Sponsoren dazugehören, bleibt Sport der größte Dickmacher.

Egal, wer am Samstag im Olympiastadion den DFB-Pokal in die Luft stemmt, Borussia Dortmund oder Bayern München, eines ist verboten: Es darf, zumindest beim offiziellen Teil der Feier, keine Bierdusche geben für Fußballer und Trainer. Das hat DFB-Präsident Reinhard Grindel kürzlich in Berlin beim Aktionsbündnis „Alkoholfrei Sport genießen“ versprochen. Doch egal, wer gewinnt und duscht oder nicht duscht, am Samstag wird auf den Zuschauerrängen, in den Kneipen und vor den Fernsehern mehr als genug Bier fließen. Dazu werden Bratwurst, Pommes oder Chips gefuttert. Wie bei der Europameisterschaft in drei Wochen, von der Fanmeile bis in die Schreberkolonie.

Deutschland, ein Sommermampfen. Vor diesem Hintergrund ist es eine große Frechheit, wenn der Sport behauptet, er sei gesund. Das stimmt vielleicht noch, wenn man ihn aktiv betreibt. Das Publikum wird dagegen dick und krank dabei. Befragungen zeigen, dass sich die Menschen schlechter ernähren, wenn sie bei Sportevents vor Ort zuschauen. Vom Bewegungsmangel auf der Couch und in verrauchten Sportkneipen ganz zu schweigen. Wer sich das kulinarische Angebot von Schmelinghalle über Arena am Ostbahnhof bis Olympiastadion anschaut, von Hot Dogs über Zuckerlimo bis Riesenkäsebrezel, der fragt sich schon: Wo isst man, gemessen am Anspruch, schlechter als beim Sport?

Denn klar, auch auf der Kirmes, an Bahnhöfen oder im Kino gibt es billiges (oder teures) Eventfutter. Auch da sind Gemüsesticks und grüne Smoothies die Ausnahme. Doch obwohl Hollywood oft lügt, hat da nie jemand behauptet, dass Filme schlank und fit machen. Für den Sport gehört das Thema Gesundheit jedoch zum Markenkern. Er betont Werte wie Disziplin und Verantwortung, stellt sich oft als die Avantgarde dar, die die träge Gesellschaft mitzieht und fit macht. Vor allem dann, wenn es um öffentliche Fördergelder für Vereine und Verbände geht.

Aber das meiste Geld kommt ja von den lieben Sponsoren, und da ist der Sport nicht wählerisch: Brauereien und Fast-Food-Ketten, jeder, der zahlt, darf auf Brust und Bande werben. Der Verein Alba Berlin etwa betreibt an sich vorbildliche Basketballcamps, die aber ein Schokoriegel sponsert. Kann man Kinder gleichzeitig fit und dick machen?

Muss man denn immer ein Bier mitbestellen?

Überhaupt gelten Sportvereine ja als Allheilmittel, die verhindern, dass aus Kindern schlechte Menschen werden. Das Aktionsbündnis „Alkoholfrei Sport genießen“ geht deshalb genau dorthin, weil über 70 Prozent der Kinder in Vereinen zu erreichen sind. Aber: Wo lernen die Jugendlichen denn oft erst Saufen? Natürlich, in der Vereinskneipe und auf Mannschaftsfahrten nach Malle! So gesehen war es ein Supergau, als die deutschen Fußball-Weltmeister 2014 vor der Fanmeile den Eindruck vermittelten, öffentliche Trunkenheit sei cool.

Nur dass wir uns jetzt nicht falsch verstehen: Ich verbiete niemandem, Siege seiner Mannschaft zu feiern und Niederlagen zu betrauern. Aber gehört dazu immer Alkohol?

Ich selbst trinke bei Spielen auch gerne Bier, aber manchmal denke ich: Muss ich immer eins mitbestellen? Es ist ein antrainierter Reflex. Bei Anpfiff wird der Grill angeschmissen, ploppt der Kronkorken und raschelt die Chipstüte. Gehört das wirklich zusammen?

Schottische Fußballklubs haben immerhin mal übergewichtige Fans zum Training ins Stadion eingeladen. Bitte mehr davon! Nur vom Trikottragen wird die Plauze nicht kleiner.

Wenn man mal Vertreter von Vereinen und Verbänden fragt, sagen die meist: Der Sport ist nur ein Teil der Gesellschaft. Das Umdenken zu gesünderem Leben muss überall stattfinden, nicht nur bei uns. Halt mal, wart ihr nicht gerade noch die Avantgarde, die alle mitreißt?

Also, Sportsfreunde: Entweder ihr meint das ernst mit dem ganzen Gesundheitsgerede. Dann verzichtet auf Werbung für Krankmacher. Und verkauft auch mal Nicht-Frittiertes. 2014 gab’s ein alkoholfreies DFB-Pokalfinale. Unpopulär, klar. Aber konsequent. Oder macht einfach weiter wie bisher, mit gesponserten Bier- und Champagner-Duschen.

Es soll sich nur keiner wundern, wenn der Sommer vorbei ist und die Figur dahin: Wieso nur? Ich war doch die ganze Zeit beim Sport!

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