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Treptow-Köpenicks Vize-Amtsarzt Denis Hedeler.

© Thomas Loy

Rassismus-Affäre in Treptow-Köpenick: Berliner Vize-Amtsarzt Hedeler von seinen Aufgaben entbunden

Nach der Ablehnung seiner Amtsarzt-Bewerbung soll Denis Hedeler jetzt auch seinen Leitungsposten verlieren. Dagegen will der Mediziner vorgehen.

Der stellvertretende Amtsarzt und Hygienereferent von Treptow-Köpenick, Denis Hedeler, ist von seinen Aufgaben entbunden worden. Das geht aus einem Schreiben der kommissarischen Amtsleiterin hervor, das dem Tagesspiegel vorliegt. 

Hedeler hatte sich vergeblich um die freie Amtsarztstelle in dem Bezirk beworben und seinem Vorgesetzten, AfD-Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski, vorgeworfen, ihn aus persönlichen Gründen zu diskriminieren. Hedeler stammt aus Kuba, hat eine dunkle Hautfarbe und lebt offen homosexuell. 

Die kommissarische Amtsleiterin begründet die Absetzung mit ihrer "Fürsorgepflicht gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsamt und der Sicherung des ordnungsgemäßen Betriebes". Hedeler habe über einen längeren Zeitraum an keiner Dienstberatung teilgenommen und fachliche Anfragen nicht mehr selber beantwortet. Hedeler widerspricht dieser Darstellung. 

Künftig soll der Mediziner als normaler Facharzt in dem Bereich arbeiten, den er bisher geleitet hat. Finanzielle Nachteile würden sich für ihn nicht ergeben, heißt es. Gesundheitsstadtrat Geschanowski wollte sich zu Hedelers Absetzung nicht äußern. Die mit der Untersuchung der erhobenen Vorwürfe befassten Stellen hätten ihn gebeten, sich "bis zu einer abschließenden Klärung der Angelegenheit nicht öffentlich zu äußern. Daran möchte ich mich halten."

Hedelers Anwältin bereitet eine Stellungnahme vor. Der Arzt hat offiziell Beschwerde gegen das Bezirksamt wegen des Umgangs mit seiner Person eingereicht. Die Diskriminierungsvorwürfe waren auch Thema in der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung. Geschanowski hat die Vorwürfe dort pauschal zurückgewiesen. 

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Auch bei Amtsärzten aus anderen Bezirken ist der Fall ein Gesprächsthema. Aus ihren Reihen hieß es, das Vorgehen des Bezirks sei in der aktuell brisanten Corona-Lage eine "unnötige Eskalation" und geradezu fahrlässig, Hedelers Fachkompetenz sei nur schwer zu ersetzen. 

Der Mediziner, der schon mitgeholfen hat, die Ebola-Epidemie in Afrika einzudämmen, will weiter mit juristischen Mitteln gegen die Ablehnung seiner Bewerbung als Amtsarzt vorgehen. Darin wird er von einer Online-Petition unterstützt, die bereits mehr als 27.000 Menschen unterschrieben haben. 

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