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Die BVG will, dass weniger U-Bahnen fahren. Die sollen dafür pünktlicher kommen.

© imago/Rüdiger Wölk/imago/Rüdiger Wölk

Reduzierte U-Bahn-Fahrpläne in Berlin: Politik und Fahrgastvertreter kritisieren BVG-Plan für geringere Takte

Um pünktlicher zu sein, will die BVG zur Hauptverkehrszeit weniger U-Bahnen durch Berlin fahren. Kritiker befürchten den Beginn einer dauerhaften Abwärtsspirale.

Stand:

Die Ankündigung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Takte in den Hauptverkehrszeiten zu reduzieren, hat heftige Kritik hervorgerufen.

Das ist ein erheblicher Einschnitt in die Grundversorgung Berlins

Antje Kapek, verkehrspolitische Sprecherin der Berliner Grünen im Abgeordnetenhaus

„Das ist ein erheblicher Einschnitt in die Grundversorgung Berlins und konterkariert die Verkehrswende“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Berliner Grüne-Fraktion Antje Kapek. Es sei eine falsche Annahme, dass die Fahrgäste es nicht merken würden, wenn man die Zahl der Fahrten nur leicht reduziere.

„Dünnere Takte bedeuten weniger Züge und damit real weniger Personenbeförderungskapazität. Sprich, beim vorhandenen Chaos machen Sie den Flaschenhals noch enger.“ Schon heute warteten Fahrgäste manchmal mehrere Züge ab, bevor sie in die Bahnen hineinkämen: „Es herrscht Überfüllung.“

Kapek reagierte auf Aussagen des BVG-Vorstandsvorsitzenden Henrik Falk. Dieser hatte im Interview mit dem Tagesspiegel gesagt, angesichts der Krise bei der U-Bahn die Fahrpläne anpassen zu wollen, um für „mehr Stabilität im Betrieb“ zu sorgen.

Weniger Züge in den Stoßzeiten

Dazu könnten die Züge auf manchen Linien in der Hauptverkehrszeit etwa planmäßig alle viereinhalb statt vier Minuten kommen. In anderen Fällen werde überlegt, ganztätig einen Sieben-Minuten-Takt anzubieten, statt über den Tag die Abstände der Züge zu ändern. Dies führe dazu, dass man „im Betrieb besser durchkomme“, sagte Falk. Allerdings bedeutet das auch, dass zu Stoßzeiten deutlich weniger Züge kommen als aktuell nach Plan.

Der Berliner Fahrgastverband Igeb lehnt die Idee ab. „Das ist eine Rasenmäher-Methode, das funktioniert so nicht linienweise“, sagte Sprecher Christian Linow. „Auf den nachgefragten Korridoren bedeutet das, dass die Züge massiv überfüllt sind.“

Pläne müssten neu abgestimmt werden

Auch funktionierten durch die Taktänderungen viele Anschlüsse nicht mehr. Schließlich seien etwa einige Buslinien auf den aktuellen U-Bahnfahrplan abgestimmt. „Das sehe ich mit Argus-Augen. Wir erwarten da kreativere Lösungen von der BVG“, sagte Linow.

Der Fahrgastvertreter warnte zudem vor der Dynamik, die durch die gekürzten Fahrpläne ausgelöst werde. „Irgendwann findet ein Dammbruch statt.“

Keinem Fahrgast sei gedient, wenn die angezeigten Abfahrtszeiten nicht eingehalten würden. „Aber es besteht auch die Gefahr, dass es sich die BVG zu leicht macht, wenn sie mit der Stabilität als Alibi die Leistungen einkürzt.“

Für die Fahrten, die nun nicht erbracht würden, fließe das Geld zudem von der BVG zurück in den Landeshaushalt. „Und das kommt auch nicht notwendig wieder zurück“, sagte Linow. „Wenn wir das Niveau einmal zurückgefahren haben, wird es schwierig, wieder auf das frühere Level zu kommen.“

Die CDU-geführte Senatsverkehrsverwaltung zeigte hingegen Verständnis für die Pläne der BVG. „Wir begrüßen die großen Anstrengungen, trotz der manchmal schwierigen Lage nach wie vor zuverlässig und stabil für alle Fahrgäste da zu sein“, sagte Sprecherin Petra Nelken.

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