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"Verockerte" Spree gefährdet Biosphärenreservat: Rettungsprogramm für den Spreewald angelaufen
Das schlammige Wasser der Spree, rostrot eingefärbt, gefährdet den Spreewald. Jetzt läuft ein Rettungsprogramm an: Eine Grubenwasser-Reinigungsanlage wurde wieder in Betrieb genommen. Gefahr droht auch aus Sachsen - doch die Nachbarn sehen keinen Handlungsbedarf.
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Es geht los, die braune Spree soll reiner werden. Im Zuge der Rettungsaktion für den Spreewald vor der schlammigen, rostroten Spree und anderer Zuflüsse wurde am Dienstag in Vetschau erstmals eine frühere Grubenwasser-Reinigungsanlage wieder in Betrieb genommen. Das sei ein wichtiger Beitrag, „damit der Spreewald als Unesco-Biosphärenreservat erhalten bleibt“, sagt Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke), in Brandenburgs Regierung für die „Verockerung“ zuständig. Es bleibe aber eine langfristige Aufgabe, die noch Jahrzehnte Anstrengungen erfordere. Er gab zu, dass das Problem den Behörden seit 2003 bekannt war. „Man hätte es anders kommunizieren müssen.“ Erst jetzt lägen aber Gutachten vor, um eine wirksame Gegenwehr vornehmen zu können.
Die Eisenbelastung der Spreewald-Zuflüsse, die zur Braunfärbung, zum Aussterben von Libellen, Würmern und Fischen führt, ist eine Spätfolge früherer DDR-Braunkohletagebaue. Für deren Erblasten ist die bundeseigene Bergbausanierungsfirma Lausitzer-und Mitteldeutsche Bergbau-Verwertungsgesellschaft (LMBV) zuständig. Die hat nicht zuletzt auf Druck des Aktionsbündnisses „Klare Spree“ ein neun Millionen Euro teures Programm allein für 2013/2014 gestartet, in das sich die Reaktivierung der Vetschauer Anlage einordnet: Das ist ein sechs Hektar großes Becken, in das nun das verunreinigte Vetschauer Mühlenfließ umgeleitet wird. Die Eisenfracht setzt sich dort zumindest teilweise ab, kann ausgebaggert und auf Deponien gebracht werden, erläuterte LMBV-Chef Mahmut Kuyumcu.
In der zweiten Phase werde man ab 2014 das Gewässer „aktiv reinigen“, mit einer Bekalkung, die das Ausflocken des Eisenhydroxids beschleunigt. Er erwarte, dass über diese Anlage „35 Prozent der hydrologischen Eisenfracht“, die aus insgesamt fünf kleineren Fließen in den Spreewald drückt, abgefangen werden kann. Im Winter werden nämlich allein über diese kleinen Zuflüsse täglich rund sechs Tonnen Eisen in Richtung Spreewald geschwemmt. Angelaufen sind Maßnahmen an einem weiteren Zufluss, nämlich die Ausbaggerung der massiv verseuchten Wudritz mit dem Fährhafen Ragow.
Die Spree selbst ist noch halbwegs intakt, aber für den Spreewald eine mögliche Gefahr. Aus dem Sächsischen bringt sie täglich 2,4 Tonnen Eisen mit, die bislang von der Talsperre Spremberg abgefangen werden, ein ungeplanter Nebeneffekt, der für Entlastung sorgt. Die Aktionsgemeinschaft „Klare Spree“ und der zuständige Spree-Neiße-Landrat Harald Altekrüger (CDU) drängen, dass auch auf sächsischer Seite die Rettungsmaßnahmen beschleunigt und ein Vorbecken der Talsperre Spremberg ebenfalls als Absetzbecken ertüchtigt wird. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) will zur braunen Spree eine zusätzliche Verwaltungsvereinbarung mit dem Land Sachsen, das dafür keinen Grund sieht.
Die Verockerung ist eine von vielen Spätfolgen der DDR-Tagebaue, die die LMBV, die die Restlöcher zu Europas größter künstlicher Seenlandschaft flutet, vor immer neue Probleme stellt. Die Kosten für Kanäle sind explodiert, wegen Rutschungen sind viele Böschungen und Ufer gesperrt. Und in Lauchhammer führt der Wiederanstieg des einst für Tagebau abgesenkten Grundwassers dazu, dass die LMBV jetzt sogar die Evakuierung einer kompletten Eigenheimsiedlung prüft.
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