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Berlin-Charlottenburg: Riesenrad - ach herrje ...

Irgendwas ist immer, aber schuld ist keiner, daran haben wir uns seit der Wende gewöhnt. Tagesspiegel-Kolumnist Bernd Matthies seufzt, wenn er an das Riesenrad denkt.

Warte, warte noch ein Weilchen, bald kommt auch das Glück zu dir ... Die Berliner Leitmelodie des 21.Jahrhunderts ist universell einsetzbar, kann zu praktisch jedem Anlass gesungen werden und passt überall, wo es um aktives, ach was: proaktives Verwaltungshandeln geht.

Irgendwas ist immer, aber schuld ist keiner, daran haben wir uns seit der Wende gewöhnt, und deshalb ist auch die Bebauung des Zoo-Areals, die doch langsam mal in Angriff genommen werden sollte, so ein Fall, der nur noch gequältes Seufzen auslöst.

Das Gelände war, als in Berlin das Wünschen noch zu helfen schien, für ein spektakuläres Riesenrad reserviert, gebaut und betrieben von Privat zum Vergnügen der ganzen Stadt. Das Projekt ging in die Grütze, aus heutiger Sicht würde man sagen: natürlich ging es das, aber als sich diese Erkenntnis Bahn brach, fehlte es an juristisch sicheren Mitteln, nun wieder die Stadt an den Zug zu bringen – eins der wichtigsten Gelände der Innenstadt, das zum Beispiel von der TU dringend benötigt wird, lag jahrelang herum.

Nun ist ein neuer Investor am Zug, dem alle Seiten aufgeschlossenes Wesen und Seriosität nachsagen, aber es werden Untertöne lauter, die schon wieder fürchten lassen. Hat diesem Investor beim Kauf niemand gesagt, dass ein neuer Bebauungsplan fällig wird, der ihn dazu zwingen wird, die sozialpolitischen Ziele von cirka 28 beteiligten Behörden und Senatoren zu erfüllen? War ihm klar, dass er ein Stück Universität zu bauen hat, und dass man ihn verpflichten würde, auf diesem städtischen Filetstück statt rentabler Apartments und Ladenflächen sogenannten preisgünstigen Wohnraum zu errichten, der sich zum Teil auch an den Wünschen von Studenten orientiert? 

Keine Frage, dass all das gebraucht wird in Berlin, vielleicht nicht unbedingt genau an dieser Stelle; aber wenn man schon mal einen Investor am Wickel hat? Es kann natürlich sein, dass sich all diese Probleme in Wohlgefallen auflösen und alsbald ein Zoo-Areal entsteht, auf dem Milch und Honig fließen ohne Unterlass. Die aktuellen Berliner Erfahrungen zeigen allerdings, dass so etwas in unserer Stadt sehr selten gelingt. Praktisch: nie.

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