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Echt schick. Im "Riva" sitzt es sich sehr angenehm.

© promo

Von Tisch zu Tisch: Riva Fish & Wine

Der Gastgeber im Riva Fish & Wine versprüht Charme ohne Ende - aber hält auch die Küche des Fischrestaurants, was der Chef verspricht?

Gute Fischrestaurants sind leider Mangelware mitten auf dem Kontinent. Insofern war es nicht verwunderlich, dass mich vor einiger Zeit der Hinweis ereilte, doch mal auf dieses sizilianische Lokal zu schauen. Die Tippgeber waren vom Essen sehr angetan, von den Preisen allerdings weniger.

Handküsse vom Chef

Das könnte an dem rothaarigen Gastgeber aus Palermo liegen, der nicht nur Charme versprüht mit Handküssen etc., sondern auch ein knallharter Marketingstratege ist. Immer wenn man ein Gericht bestellen will, fällt ihm ein anderes ein, das ein paar Euro teurer ist. Beim Wein gruselt es ihn offensichtlich bei dem Gedanken, wir könnten uns mit dem Pinot Grigio zufriedengeben, der günstigsten Flasche im Angebot (38 Euro), und lässt erst ab mit der Gruselshow, als wir uns für seine Empfehlung, einen achtbaren 2015er Firriato Altavilla della Corte Grillo entscheiden (43 Euro). Im Netz gäb’s den schon für unter zehn Euro... Die vielen Touristen in dieser Gegend sind eben andere Preise gewohnt aus anderen Ecken der Welt. Die Gentrifizierung findet auch auf Tellern und in Gläsern statt. Gesprochen wird hier übrigens nur Italienisch oder Englisch.

Angenehmes Ambiente

Der sehr moderne Raum mit der großen Austern-Theke ist angenehm und originell, die Fenster bilden natürliche Nischen, so dass man gleichzeitig hell und abgeschirmt sitzen kann. Der sizilianische Gastgeber ist recht flott unterwegs, auch noch, als es im Laufe des Abends deutlich voller wird. Ein feiner Streifen mit kleinen Quadraten vom rohen Yellowfin Tuna bildet den Auftakt. Aufgepeppt wird die Miniportion mit einer hauchdünnen Scheibe von Roter Bete, Kresse, Senf, Ingwer, Limette und Koriander (15 Euro). Vier Thunfischbouletten in Glasmurmelgröße mit seidiger Konsistenz schwimmen in einer reichhaltigen Tomatensauce mit Minze und Pistazien (16 Euro). Die dringliche Empfehlung des Sizilianers, eine Lobster-Rolle (20 Euro) zu essen, schlage ich dann in den Wind zugunsten eines Schwertfisch-Burgers.

Spiel mit Street Food

Das Spiel mit dem Street Food will einfach nicht aufhören, funktioniert hier aber ganz gut. Das Brötchen hatte eine fluffige Anmutung von Brioche. Darin befinden sich ein Klops aus gut angemachtem Fisch, dazu Scheiben von Aubergine und Tomate sowie Kräuter, Kapern und Zwiebeln. Balsamico ersetzt hier auf gesunde Art den Ketchup. Etwas enttäuschend fand ich die Pommes Frites im silbernen Becher. Zwar wirkten sie hausgemacht, aber auch lau und unknusprig – besser streichen und den Burger für sich wirken lassen (15 Euro). Den Knurrhahn hatte der Gastgeber dringlich als Alternative zu den frittierten Fischen empfohlen. Der Fischgeschmack wurde aufgehellt durch intensive, chilischarfe Sauce. Darüber tummelten sich Mies- und Venusmuscheln mit ein paar Wildkräutern (32 Euro).

Fruchtige Girlanden

Etwa 15 Minuten dauert es bis zum „Bocca Nera“. Schokokuchen mit flüssigem Kern findet inzwischen zwar weite Verbreitung, aber hier schien er mit Herz und von Hand gemacht zu sein. Unser Gastgeber verließ den Tisch auch nicht, bevor er sich überzeugt hatte, dass der Kern die richtige Konsistenz hatte. Dazu gab’s fruchtige Girlanden und einige Heidelbeeren, um zur Schwärze des Mundes noch beizutragen (10 Euro).
Manches ist lustig und okay und schmeckt auch, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis insgesamt ist eher für Leute mit Erstwohnsitz in Paris oder London. Das ist gewiss auch der Grund, weswegen das Lokal manchmal am Sonntag mangels Andrang schon früher schließt.
Riva Fish & Wine. Rosenthaler Str. 3, Mitte, Tel. 28 09 87 65, Mo bis Sa 12 bis 24, So 18 bis 24 Uhr

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