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Berlin: Rollheimer rollen wieder: Wagenburg in Prenzlauer Berg findet kein Grundstück

Die Bleibe der Rollheimer in der Schwedter Straße Ecke Gleimstraße neben dem Kinderbauernhof war nur von kurzer Dauer: Erst am Sonntag waren die 25 Wagenburgler mit ihren 18 Fahrzeugen vom ehemaligen Saalbaugelände neben dem Filmtheater Am Friedrichshain umgezogen. Dort standen sie seit 1996, nun will der Kölner Investor Ebertz & Partner, wie berichtet, auf dem 6600 Quadratmeter großen Areal ein Seniorenzentrum mit Hotel bauen.

Die Bleibe der Rollheimer in der Schwedter Straße Ecke Gleimstraße neben dem Kinderbauernhof war nur von kurzer Dauer: Erst am Sonntag waren die 25 Wagenburgler mit ihren 18 Fahrzeugen vom ehemaligen Saalbaugelände neben dem Filmtheater Am Friedrichshain umgezogen. Dort standen sie seit 1996, nun will der Kölner Investor Ebertz & Partner, wie berichtet, auf dem 6600 Quadratmeter großen Areal ein Seniorenzentrum mit Hotel bauen. Doch auch für die Fläche neben dem Kinderbauernhof gibt es andere Pläne: Der Mauerpark soll erweitert werden, unter anderem sind Acker- und Weideflächen für den Kinderbauernhof sowie ein japanischer Garten geplant. Deshalb mussten die Rollheimer am Montagabend ihre Fahrzeuge wegfahren. Denn bei der Besetzung handelt es sich juristisch um Hausfriedensbruch.

Geplant ist, das bundeseigene Grundstück an der Gleimstraße an die Deutsche Bahn zu verkaufen. Die wiederum will es dem Bezirk abtreten, als Ausgleichsfläche für eigene Bauprojekte auf als Grünfläche ausgewiesenen Grundstücken. "Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss", sagt Bezirksbürgermeister Reinhard Kraetzer (SPD), "bei allem Verständnis für die Rollheimer - das lassen wir uns nicht kaputt machen."

Der Bezirk habe seit vier Jahren Solidarität bekundet, nun sei er ratlos. "Wir haben kein anderes Grundstück für die Rollheimer", sagt Kraetzer. Allerdings frage er sich auch, warum die Wagenburg unbedingt in der Innenstadt stehen muss. Und wer es vorziehe, im Wagen zu leben, müsse sich das dann auch selbst organisieren.

"Das sind Leute, denen Mobilität und eine alternative Lebensform wichtig sind", erklärt der Anwalt Moritz Heusinger, der die im Verein "Menschen im Augenblick äußerster Erregung" zusammengeschlossenen Wagenburgler vertritt. "Sie verstehen sich als Teil der Stadt." Keiner der Rollheimer, darunter Studenten und überzeugte Arbeitslose, aber auch "ganz normale" Angestellte, beziehe Sozialhilfe - dafür wäre eine meldefähige Anschrift erforderlich. Nach der Räumung des Geländes Am Friedrichshain haben die Rollheimer vom Investor und dem Land Berlin 100 000 Mark erhalten. Doch das Geld soll an die "Krötenkasse" gespendet werden, eine Vereinigung deutscher Wagenburgen.

Was nun aus den Rollheimern wird, ist ungewiss: Das Übernachten in Fahrzeugen auf Straßenland ist verboten und wird höchstens eine Nacht lang geduldet. Eigentlich war beabsichtigt, die Wagen auf Freiflächen des Bezirksamts an der Fröbelstraße abzustellen, "um freundlichen politischen Druck auszuüben", sagt Heusinger. Doch der Bürgermeister hat so etwas geahnt: "Die Tore sind zu, da kommt man nur zu Fuß drauf."

kört

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