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Berlin: Schloss Schönhausen soll gerettet werden – mit der Abrissbirne

Protestaktion am heutigen Sonntag gegen den Verfall des Hauses

Letzten Sommer keimte kurz Hoffnung auf für das Schloss Schönhausen: Der Bundespräsident sollte kommen. Dann entschied Johannes Rau sich doch für das Schloss Charlottenburg. Der Grund war ein Gutachten, das dem Bau bescheinigte, mit giftigen Holzschutzmitteln belastet zu sein – Sanierungskosten: 12 Millionen Euro. Seitdem ist das Haus geschlossen, rottet vor sich hin. In einer symbolischen Aktion wollen sich heute um 11 Uhr engagierte Pankower einer Abrissbirne entgegenstellen und so Alarm schlagen.

Die 12 Millionen Euro hängen wie ein Betonklotz am Fuß des Hauses, das dem Land Berlin gehört. Denn niemand ist in Sicht, der bereit ist, die Kosten zu tragen. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten würde das Haus zwar gern unter ihre Fittiche nehmen – aber erst in saniertem Zustand. Dabei gibt es durchaus Zweifel an der Kostenschätzung, etwa vom Architekten Peter Brenn aus dem Pankower Bauausschuss: Bevor man Böden und Wände rausreiße, müsse man doch prüfen, ob die Holzschutzmittel in den vergangenen 30 Jahren nicht längst verdunstet seien. Dann wäre die Dachstuhlsanierung sehr viel günstiger zu machen. Brenns Fazit: „Mit dem Gutachten haben die uns das Schloss verbrannt.“

Uwe Katzer, dessen Verein „Für Pankow“ die Protestaktion am Schloss organisiert, glaubt, dass 7 statt 12 Millionen für die Sanierung nötig wären. Man müsse verschiedene Posten abziehen, die nur für den Amtssitz des Bundespräsidenten ihren Sinn gehabt hätten, wie zum Beispiel die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen. Die 7 Millionen Euro will Katzer durch eine Stiftung aufbringen, etwa nach dem Vorbild der Dresdner Frauenkirche. Uwe Katzer hofft außerdem auf die Unterstützung durch den Bundespräsidenten Johannes Rau. Der habe für den 29. Januar eine Einladung des Vereins angenommen, sagt der Vorsitzende des Vereins.

Nach der Sanierung solle das Haus wie vor der Schließung als Museum und Veranstaltungsort genutzt werden. Bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sieht Katzer den Bau dagegen nicht gut aufgehoben: „Die haben schon andere Schlösser, die ihnen wichtiger wären, wie zum Beispiel Charlottenburg.“ Dem Verein „Für Pankow“ gehören unter anderem der Vorsitzende des Berliner Einzelhandelsverbandes, Nils Busch-Petersen an und die ehemalige Justizsenatorin und jetzige Chefin des Goethe-Instituts Jutta Limbach.

Zunächst aber soll das Haus erst einmal wieder begrenzt für Besucher geöffnet werden. Das hat in dieser Woche Peter Tiedt vom Liegenschaftsfonds angekündigt, der das Schloss für Berlin verwaltet. Bis dahin müsste durch Versiegelungen provisorisch verhindert werden, dass das Holzschutzmittel vom Dach und durch Ritzen in die Räume dringt.

Im 17. Jahrhundert als Herrenhaus erbaut, hat das Haus eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im 18. Jahrhundert nutzte es Friedrich der Große als Sommerresidenz für seine Frau, 1949 zog Wilhelm Pieck hier ein. Seit der Wende steht es leer. Große Teile der Innenausstattung sind noch im Originalzustand erhalten. Währenddessen dringt durch das Dach Regenwasser ein.

Wenn nicht bald etwas unternommen werde, mahnt Peter Tiedt, sei das Schloss dem Verfall preisgegeben. In der zuständigen Finanzverwaltung schätzt man die Situation offenbar nicht ganz so dramatisch ein. Ein Sprecher: „Es gibt in Berlin durchaus noch andere prominente Liegenschaften, bei denen sich seit Jahren nichts tut.“

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