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Viele Auszubildende verlassen die Berufsschule ohne Abschluss.

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„Schockierende Zahlen“: Viele Berliner Berufsschüler bleiben ohne Abschluss

Rund 40 Prozent eines Jahrgangs verlassen die Berliner Berufsschulen ohne Abschluss. Politik und Wirtschaft wollen mehr Orientierung bei der Ausbildungswahl bieten.

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Die Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die die Berufsschulen ohne Abschluss verlassen, ist weiterhin hoch in Berlin. Im Ausbildungsjahr 2021/2022 hatten von 28.190 abgehenden Berufsschüler:innen nur 17.280 einen Abschluss, das entspricht einem Anteil von rund 61 Prozent. 7.334 Schüler:innen (26 Prozent) brachen die schulische Ausbildung ab, 3.576 haben die Schule zwar abgeschlossen, die Prüfung jedoch nicht absolviert oder nicht bestanden.

Die Zahlen hat die FDP-Abgeordnete Maren Jasper-Winter bei der Senatsbildungsverwaltung erfragt. Die Antworten liegen dem Tagesspiegel exklusiv vor. Aus diesen geht auch hervor, dass die Anzahl der Abschlüsse an den Oberstufenzentren (OSZ) bereits seit Jahren sinkt. Im Ausbildungsjahr 2017/18 erreichten noch 20.079 Schüler:innen einen Berufsschulabschluss.

Es sind schockierende Zahlen, die zeigen, wie schlecht es um die Berufsorientierung in Berlin steht.

Maren Jasper-Winter, FDP-Abgeordnete

„Es sind schockierende Zahlen, die zeigen, wie schlecht es um die Berufsorientierung in Berlin steht“, sagte Jasper-Winter dem Tagesspiegel. „Junge Menschen steigen mit falschen Vorstellungen in Berufe und Ausbildungen ein und werden schnell vom Alltag enttäuscht.“

Die Senatsbildungsverwaltung verweist auf Anfrage darauf, dass die Gründe für einen Abgang oder einen Abbruch der Berufsschule vielfältig sind. Die Zahlen würden auch Schüler:innen erfassen, die wegziehen, erkranken oder einen anderen Bildungsweg einschlagen, etwa ein Studium oder eine andere duale Ausbildung beginnen.

61
Prozent der abgehenden Berufsschüler erreichten im Ausbildungsjahr 2021/2022 einen Abschluss.

Dennoch seien die OSZ darum bemüht, Auszubildende „nach Möglichkeit zu motivieren, die Ausbildung beziehungsweise den schulischen Bildungsgang erfolgreich abzuschließen“, sagte Martin Klesmann, Sprecher der Senatsbildungsverwaltung, dem Tagesspiegel.

Von besonderer Bedeutung sei dabei das Erwartungsmanagement. So werde im letzten Schuljahr systematisch über die Möglichkeiten und Chancen der Dualen Ausbildung informiert. Ein besonderer Schwerpunkt liege dabei auf Berufen, die dazu geeignet sind, den Ausbau erneuerbarer Energien im Land Berlin zu steigern.

Auch Berufspraktika seien in den vergangenen Jahren ausgeweitet worden, sagte Klesmann. Die Qualität, insbesondere was Vor-, Nachbereitung und Umsetzung betrifft, soll in Zusammenarbeit mit den Betrieben verbessert werden.

Stefan Spieker, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Berlin, sagte dem Tagesspiegel: „Es gilt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, verbindliche Berufsorientierung an alle Schulen inklusive Gymnasien zu bringen, praxisnahe Vorstellungen von Bildungsgängen und Berufen zu vermitteln und die Berufsberatung und Begleitung so auszurichten, dass die Nachwuchskräfte von morgen direkt in die für sie richtigen Angebote einmünden.“

Die steigende Anzahl von Abbrüchen an beruflichen Schulen zeige, dass immer mehr junge Menschen während und nach der Schulzeit keine ausreichende Orientierung für den weiteren Lebensweg erhalten. Spieker forderte Akteure aus Bildung, Wirtschaft und Jugendberufsagenturen auf, noch stärker zusammenzuarbeiten.

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