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Eine Katze schläft am 13.07.2014 auf einem Gartentisch in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen). Foto: Martin Gerten/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

© dpa/Martin Gerten

„Schon zehn Euro helfen“: Berliner Verein sucht Unterstützer für kranke Haustiere

Wegen gestrichener Fördermittel musste die Praxis der Tiertafel schließen. Um die chronisch kranken Tiere auch weiterhin versorgen zu können, ließ sich eine Tierärztin in Alt-Treptow etwas einfallen.

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Niemand, der ein Haustier besitzt, möchte mit diesem zum Tierarzt müssen. Zum einen, weil man sich für Hund, Katze oder Kaninchen ein möglichst langes, gesundes Leben wünscht. Und zum anderen, weil eine medizinische Untersuchung des Vierbeiners ganz schön teuer sein kann. Wer eine kleine Rente, ein geringes Einkommen hat oder auf der Straße lebt, kann sich das oft nicht leisten. Aber was tut man dann, wenn die Fellnase kränkelt?

„Bis Mai dieses Jahres haben wir in einer Praxis der Berliner Tiertafel in Hohenschönhausen diese Tiere medizinisch betreut. Doch dann wurden bereits zugesagte Fördermittel wegen der Sparmaßnahmen im Landeshaushalt gestrichen und wir mussten die Praxis mit sofortiger Wirkung schließen – nach 14 Jahren”, erzählt Janine Breuer. Sie betreibt eine eigene Tierarztpraxis in der Krüllstraße in Alt-Treptow. Und sie hat ein besonders großes Herz für Tiere und Menschen in Not.

Wohin mit den chronisch kranken Tieren?

Nach der Schließung standen sie und ihr Team vor allem vor der Frage, was sie mit den Palliativpatienten und den chronisch kranken Tieren machen sollten. „Wir haben durchgezählt, es waren 23 Tiere zu der Zeit. Die Entscheidung fiel dann recht schnell: Wir betreiben die Versorgung mit einem eigenen Verein”, sagt Janine Breuer. Den Verein Randfaelle hatten sie zum Glück schon ein Jahr zuvor präventiv gegründet, für den Fall, dass ihnen die Finanzierung wegbricht. „Den konnten wir jetzt aus der Schublade holen.”

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Für die medizinische Versorgung der mittlerweile nur noch 20 Akutpatienten sammelt Randfaelle nun Spenden. Zum Beispiel für den fast 15-jährigen Kater Albert, der an einer alterstypischen chronischen Nierenerkrankung leidet und dessen Besitzerin seit ihrer neurologischen Erkrankung auf finanzielle Hilfe angewiesen ist. Oder Monty, die französische Bulldogge, die mit seinem Herrchen in einer Obdachlosenunterkunft zuhause ist und unter anderem regelmäßig Antiallergika benötigt.

Tierärztin Janine Breuer (Mitte) und ihr Team kümmern sich um chronisch kranke Haustiere

© privat

Bei jedem Tier ist angegeben, wie viel Medikamentenkosten im Monat ungefähr entstehen. Wer eine Katze oder einen Hund unterstützen möchte, muss sich aber nicht für regelmäßige hohe Beträge verpflichten. „Es helfen schon fünf oder zehn Euro im Monat”, sagt Janine Breuer.

Wer die tierärztliche Hilfe bei der Tiertafel in Anspruch genommen hatte, habe einen Eigenteil von ungefähr der Hälfte gezahlt; den Rest hätte die Förderung gedeckt. Nun muss der Anteil anderweitig reingeholt werden, denn: „Als Tierärztin darf ich nicht kostenfrei arbeiten, das ist nicht erlaubt.”

Die Alternative wäre gewesen, die kranken Tiere umgehend einzuschläfern. „Das war der Punkt, an dem ich gesagt habe: Das kann ich nicht”. Vergangenes Jahr habe sie ihren Mann nach kurzer, schwerer Krankheit beerdigen müssen – und es gebe einfach Grenzen darin, was sie aushalten könne.

Respekt vor Tieren

Tiere von ihren Schmerzen zu erlösen, bereitet ihr, in kleinerem Umfang, aber generell keine Probleme. „Der Sterbeprozess gehört zum Leben dazu. Wenn das Tier aus einer guten Familie kommt und geliebt wurde, dann ist es nicht schlimm. Das Schlimmste am Tierarztberuf ist es, wenn Menschen respektlos mit dem Leben ihrer Tiere umgehen.”

Manche Menschen kämen sogar aus Strausberg bis nach Alt-Treptow, um ihr Haustier von Janine Breuer einschläfern lassen, weil sie von Freunden oder Bekannten gehört hätten, dass sie das so gut mache. „Ich habe mich jahrelang gegen diese Zuschreibung gewehrt. Ich fand es immer schrecklich: ‚Sie tötet so schön’. Aber die Tiere in ihren letzten Minuten zu begleiten, beschwert mich nicht. Es macht mich dankbar.”


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