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Nur mit Maske. Eine Lehrerin schützt sich vor dem Staub in der Luft.

© K.-U. Heinrich

Bau-Chaos in Berlin: Schulbeginn? Ja, nein, vielleicht ...

In etlichen Berliner Schulen sind die Bauarbeiten noch nicht beendet. Es gibt Zweifel, ob der reguläre Schulbetrieb am Montag überall beginnen kann.

Dicker Baustaub, Umzugskisten, Männer mit Presslufthämmern, deprimierte Putzkräfte: An etlichen Berliner Schulen bietet sich kurz vor Schulbeginn ein abenteuerliches Bild. Inzwischen gibt es Zweifel, ob der reguläre Schulbetrieb am Montag überall beginnen kann.

„Ich mache am Sonntag einen letzten Rundgang und werde erst dann entscheiden, ob wir am Montag planmäßig starten können oder ob einige Klassen zu Hause bleiben müssen“, kündigte die Leiterin der Judith-Kerr-Grundschule, Eva Heitmann, am Sonnabend an.

Noch am Freitag hatte Heitmann vor Unmengen von Umzugskartons, Sperrmüll und einer dicken Staubschicht gestanden, die sich über alles gelegt hatte: Möbel, Bücher, Montessori-Materialien. Eine Kollegin hatte sich einen Mundschutz umgebunden, weil sich der Staub auf die Atemwege legte: Wer durch die Schule gehe, müsse automatisch husten.

Der Schulbeginn sei „sichergestellt“

So war das nicht gedacht. „Eigentlich sollten die Bauarbeiten zum Ferienbeginn starten, darum hatten wir alles vorbereitet und verpackt. Anders als erwartet kam dann aber kein Umzugsunternehmen, um die Kisten in Sicherheit zu bringen, es wurde auch kaum etwas professionell abgedeckt“, fasst Heitmann die Ursachen des Problems zusammen. So konnte der feine Baustaub überall eindringen, der beim Herausschlagen von Wänden und beim Abschleifen des Putzes freigesetzt wurde. Selbst die als Sperrmüll gekennzeichneten Möbel blockieren noch immer die Flure. „Ich weiß nicht, wer Schuld hat, aber ich wünsche mir, dass sich alle an einen Tisch setzen und jeder weiß, wann welches Gewerk dran ist“, seufzt Heitmann, während sie kopfschüttelnd durch das Chaos läuft.

„Ich kann die Aufregung nicht nachvollziehen“, wehrt Baustadträtin Dagmar König (CDU) die Sorge um einen gefährdeten Unterrichtsbeginn ab. Diese „Panikmache“ sei „übertrieben und absolut unnötig“, das habe ihr der Bauleiter gesagt, der täglich vor Ort sei. Der Schulbeginn sei „sichergestellt“. Im Übrigen habe das Amt erst zwei Wochen vor Ferienbeginn vom Schulamt des Bildungsstadtrates Oliver Schruoffeneger (Grüne) erfahren, dass in der Judith-Kerr-Schule zusätzliche Teilungsräume benötigt würden.

Königs Mitarbeiter haben nicht nur mit der Kerr-Schule zu tun: „An jeder zweiten unserer rund 60 Schulen gibt es größere Baumaßnahmen“, berichtet König. Ähnlich ist es in fast allen Bezirken: Somit gibt es hunderte Bauvorhaben, die allesamt vor allem in den Ferien vorangetrieben werden sollten. Entsprechend schwierig war es, in den Ferien überhaupt genügend Baufirmen zu finden.

Kinobesuch als Start

Auch an der zwischenzeitlich ausgelagerten Kaulsdorfer Franz-Carl-Achard- Schule herrschte noch in den vergangenen Tagen Chaos, aber auch hier beteuert das Bezirksamt, dass alles rechtzeitig fertig wird: Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) war am Sonnabend in Kaulsdorf, um sich davon zu überzeugen. Noch am Freitag hatte die Linkspartei die Lage an der Achard-Schule beklagt. Der Krimi um den in letzter Minute gestoppten Abriss der Schule war nicht nur von der Linken im aktuellen Wahlkampf auf Bezirksebene thematisiert worden.

Dass es trotz Beteuerungen der Stadträte nicht immer klappt mit dem Schulbeginn, wurde 2014 in Steglitz-Zehlendorf deutlich, wo die Max-von-Laue-Schule Opfer des schlechten Bezirksmanagements geworden war: Damals begann das Schuljahr mit einem Kinobesuch, spendiert von der Bildungsstadträtin, weil die Schule nicht nutzbar war. Die Sekundarschule im Kreuzberger Graefekiez wurde 2010 sogar mehrere Wochen zu spät fertig.

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